Gesamtschule Alfter "Klage wäre aberwitzig"

ALFTER · Soll die Gemeinde gegen das Nein der Bezirksregierung zu einer Gesamtschule klagen? Mit dieser Frage wird sich am Donnerstag der Alfterer Rat befassen. Unterdessen hat sich der Vorsitzende, Mitgründer und Sponsor der Alfterer Bildungsinitiative ABI, der Unternehmer Paul Faßbender, aus der Initiative zurückgezogen.

Er reagiert mit seinem Rücktritt auf das Verhalten der Fördervereinsvorsitzenden Martina Salchow, die eine Woche vor Anmeldeschluss die Anmeldung eines ihrer Kinder zurückgezogen hatte. "Als Mutter kann sie so handeln, aber nicht als Vorsitzende des Fördervereins", sagt Faßbender.

Salchow hatte erklärt, ihrem Kind nur so einen Gesamtschulplatz für den Fall sichern zu können, dass Alfter keine Gesamtschule bekomme. Außerdem hält Faßbender es nicht für sinnvoll, das Ziel Gesamtschule jetzt auf juristischem Weg zu erreichen, womöglich an Rat und Verwaltung vorbei. Es gehe nur gemeinsam. Und Faßbender fühlt sich von seiner Stellvertreterin Monika Traudisch nicht genügend informiert. So habe er nichts von der Bekanntgabe der Anmeldezahlen gewusst.

Diese Kritik weist Traudisch zurück. Faßbender sei per Mail und telefonisch selbst in dessen Auslandsurlaub über alle Neuigkeiten, auch über die Bekanntgabe der Anmeldezahlen, informiert worden. Und das Verhalten von Salchow sei menschlich absolut verständlich gewesen.

Einige Eltern wollen das Nein zur Gesamtschule nicht hinnehmen und beim Verwaltungsgericht Köln einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung stellen, mit der die Bezirksregierung zur Genehmigung verpflichtet wird. Sie hatte die erteilte Genehmigung zurückgezogen, weil nur 89 statt der geforderten 100 Kinder aus Alfter angemeldet worden waren.

"Die Alfterer Eltern hoffen, dass sich die Gemeinde Alfter der Klage anschließt, damit der nunmehr offenkundige große Bedarf an einer Gesamtschule gedeckt werden kann", sagen Martina Salchow für den Förderverein und der Alfterer Rechtsanwalt Michael Raetsch, der den Verein, die Eltern und die Bildungsinitiative anwaltlich berät. Der Antrag werde sich unter anderem auf folgende Punkte stützen: Es sei unzulässig, von der Gemeinde zu verlangen, dass die Anmeldungen nur aus Alfter kommen dürften. Stattdessen müssten alle Anmeldungen aus Alfter an Gesamtschulen gezählt werden, auch die in den Nachbargemeinden.

Damit liege der Bedarf in Alfter bei über 100 Plätzen. Oder es müssten die Anmeldungen aus den Nachbarkommunen für die Gesamtschule Alfter mitgezählt werden. Das Anmeldeverfahren hatte laut Raetsch "grobe Fehler". Die Entscheidung über das Zustandekommen der Alfterer Schule sei nach dem Anmeldeschluss bei den benachbarten Gesamtschulen gefallen. Dadurch sei vielen Alfterer Kindern der Weg zu einer anderen Gesamtschule versperrt worden. Kurz vor Ende des Anmeldeverfahrens habe die Bezirksregierung dann doch Doppelanmeldungen genehmigt. Davon hätten aber nur wenige Eltern erfahren.

Bürgermeister Rolf Schumacher rät von einer Klage ab. Sie sei "aberwitzig", denn selbst im Erfolgsfall habe man keine Schüler mehr, denn die seien längst woanders angemeldet. Es lägen nur noch 15 Anmeldungen vor. Ähnlich sehen es die Fraktionsvorsitzenden Barthel Schölgens (CDU), Josef Faßbender (UWG) und Georg Steinig (SPD). Dagegen sind Wilhelm Windhuis (Grüne) und Bolko von Schweinitz (Freie Wähler) für eine Klage, um Klarheit für einen zweiten Anlauf 2013 zu bekommen. Die Kreisgruppe Die Linke fordert, dass der Rhein-Sieg-Kreis in Alfter als Träger einer Gesamtschule einspringt.

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