Im "Meckenheimer Bermuda-Dreieck" bleibt es ruhig

Menschen im Linksrheinischen überstehen Sturm meist glimpflich - Umgestürzte Bäume und beschädigte Dächer

Im "Meckenheimer Bermuda-Dreieck" bleibt es ruhig
Foto: Henry

Rhein-Sieg-Kreis. Orkantief Kyrill hat den Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis bis Freitagmittag rund 700 Einsätze beschert. Im Vergleich dazu waren es bei Jeanette im Jahr 2002 noch 600 gewesen.

Bei dem Sturm am Donnerstagabend wurde ein Lkw-Fahrer leicht verletzt, ansonsten blieben Personenschäden aus. Während die Bürger auf der rechten Rheinseite mit etlichen Straßensperren und sogar teilweise Stromausfällen zu kämpfen hatten, kamen die Linksrheiner etwas glimpflicher davon.

Die Feuerwehren rückten zumeist wegen umgestürzter Bäume oder Schäden an Hausdächern aus. "Im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands hatten wir viel Glück", sagte ein Sprecher der Rheinbacher Feuerwehr, die an insgesamt 15 Orten im Einsatz war.

Allerdings musste die Straßenmeisterei Rheinbach des Landesbetriebs Straßenbau NRW am Donnerstagabend die L 493 zwischen Rheinbach und Loch sowie die L 492 zwischen der Waldkapelle und Todenfeld aufgrund von umgestürzten Bäumen sperren. Während die L 492 bereits Freitagmorgen wieder für den Verkehr frei gegeben wurde, blieb die L 493 noch bis mittags gesperrt.

Seitdem hat die Stadt Rheinbach auch wieder den Stadtpark für Fußgänger und Radfahrer geöffnet. Während die Feuerwehr Swisttal insgesamt 21 Mal ausrücken musste - unter anderem war ein Baum auf ein Auto gefallen -, konnten es die Kollegen aus Meckenheim vergleichsweise ruhig angehen lassen.

"Wir haben immer Glück, wir liegen hier im Meckenheimer Bermuda-Dreieck", kommentierte ein Sprecher die außergewöhnlich geringe Anzahl von nur vier Alarmierungen. Dagegen hatte Bornheims Stadtbrandmeister Hans-Georg Gennrich insgesamt 51 Einsätze notiert.

"In Kardorf ist eine Giebelwand heraus gefallen, und im Roisdorfer Industriegebiet wurde eine 200 Quadratmeter große Dachfläche abgedeckt", erklärte er. Neben der Feuerwehr war auch die Bornheimer Ortsgruppe des THW im Einsatz. "Wir haben elf Stunden mit 16 Mann im Bereich Siegburg hauptsächlich Baumsägearbeiten beispielsweise auf den Bahnstrecken durchgeführt", berichtete Axel Lindner.

Mit rund 50 Personen kümmerten sich die Löschgruppen aus Alfter um insgesamt 19 Einsätze. In den meisten Fällen handelte es sich um umgestürzte Bäume auf Verkehrswegen. So musste die Schmale Allee zwischen B 56 und Witterschlick komplett gesperrt werden. Auch die Kastanienallee bei Burg Kriegshoven nahe Heimerzheim musste für Aufräumarbeiten dicht gemacht werden.

Gar nichts mehr ging auch beim Busverkehr am Donnerstagabend. "Gegen 19 Uhr haben wir den Verkehr nach und nach eingestellt, weil es zu gefährlich war", sagte RVK-Sprecherin Sabine Fußhöller. Als letzte Fahrt habe die RVK jedoch, nachdem die Deutsche Bahn nicht mehr fuhr, noch 130 Fahrgäste vom Bahnhof Meckenheim nach Euskirchen gebracht. Am Freitagmorgen sei der Busverkehr jedoch ohne Beeinträchtigungen wieder aufgenommen worden.

Auch die Voreifelbahn pendelte wieder zwischen Bonn und Euskirchen. Unterdessen vermeldete das Forstamt Bonn "nicht so viele Schäden, wie man es bei solchen Windstärken erwartet hätte", so Sprecher Wolfgang Wessel. "Wir sind mit einem 'blauen Auge' davon gekommen." Er warnt jedoch davor, den Wald schon wieder zu betreten.

"Es ist nach wie vor gefährlich, da immer noch Bäume oder Äste nachfallen können." Außerdem sei ein Großteil der Wege versperrt. Dabei sei auffällig, dass es keine große "Flächenwürfe" gegeben habe, "meist sind nur einzelne Bäume umgefallen". Während von den Laubbäumen zumeist Äste abbrachen, gehören zu den umgekippten Bäumen oft Fichten und Kiefern.

Das bereitet nun Gerd Ahnert vom Nationalparkforstamt Eifel Sorge: "Nach dem Wind kommen häufig die Käfer." Er befürchte, dass Borkenkäfer in den umgefallenen Bäumen nun "einen reich gedeckten Tisch" vorfänden. "Das wären optimale Voraussetzungen für eine Massenvermehrung im Frühjahr und Sommer."

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