Frachtmaschine muss durchstarten Großer Schrecken für die Siegburger in der Morgenstunde

Siegburg · Der missglückte Landeanflug eines Frachtflugzeuges hat am frühen Mittwochmorgen etliche Siegburger in Angst und Schrecken versetzt.

Der missglückte Landeanflug eines Frachtflugzeuges hat am frühen Mittwochmorgen etliche Siegburger in Angst und Schrecken versetzt. Wegen eines Instrumentenfehlers war die Boeing 757 des US-amerikanischen Expressfracht-Unternehmens FedEx beim Landeanflug um kurz vor 5 Uhr vom Kurs abgekommen und zu tief geflogen, so die Deutsche Flugsicherung (DFS). Als der Pilot den Fehler bemerkte, hat er den Landeanflug sofort abgebrochen und ist durchgestartet. Und genau das hat den Höllenlärm verursacht, der viele weckte.

"Es war extrem laut", beschreibt Eva Breunig das tiefe Brummen, das sie und ihre Tochter Lucy aus dem Schlaf gerissen hat. Sie waren nicht die einzigen Anwohner der Carl-Schurz-Straße, deren Nacht in jenem Moment abrupt endete. "Es war ungewöhnlich und beängstigend laut", ergänzt Britta Nießen. "Ich dachte, das ist ein startendes Flugzeug, das nicht hoch kommt."

Auch bei ihrem Sohn Lauren sitzt der Schreck noch tief: "Ich hatte Angst, dass das Flugzeug auf unser Haus stürzt", sagt der Sechsjährige. Auch seine Mutter wartete förmlich auf den Einschlag. Am Morgen hat Britta Nießen im Internet nach einer Erklärung für die nächtlichen Schrecksekunden gesucht. Aber nicht gefunden. "Wir haben uns gewundert, dass es nirgendwo eine erklärende Meldung gab", sagt Eva Breunig.

Die FedEx-Boeing, das maximale Startgewicht liegt bei 115 Tonnen, war aus Richtung Hennef kommend im Landeanflug, so die DFS auf Anfrage. Über Buisdorf hatte sie noch knapp 600 Meter Höhe, über dem Siegburger Norden waren es nur noch 300 Meter. "Die Maschine war 150 Meter zu tief und ist rund 500 Meter zu weit links geflogen", sagt Peter Leyendecker von der Flugsicherung im Tower des Köln/Bonner Flughafens. So flog die Maschine um 4.54 Uhr statt über den Stallberg über die Aulgasse und die benachbarten Wohngebiete. Dort wurden die Anwohner mit einem extrem lauten Lärmteppich belegt, als der Pilot den Landeanflug abbrach und mit vollem Schub durchstartete.

Maschine ist ordnungsgemäß gelandet

Die Frachtmaschine passierte danach den Flughafen Köln/Bonn im regulären Steigflug, drehte über Rösrath und Neunkirchen-Seelscheid nach Süden ab und setzte über Uckerath zum zweiten Landeanflug auf der großen Start- und Landebahn an. In Höhe von Uckerath beginnt die südliche Einflugschneise. Dort, 18 Kilometer vor dem Aufsetzpunkt, werden die Maschinen vom Leitstrahl des Instrumentenlandesystems (ILS) erfasst und bis zum Airport geleitet.

"Beim zweiten Landeanflug gab es keine Probleme und die Maschine ist ordnungsgemäß gelandet", so Leyendecker. Vermutlich habe es beim spektakulären ersten Anflug der FedEx-Maschine, so die DFS, "instabile Instrumentenanzeigen gegeben". Das habe der Pilot bemerkt und sofort reagiert. "Eigentlich ist das Durchstarten nichts Ungewöhnliches", so Leyendecker. Ungewöhnlich sei lediglich gewesen, dass die Maschine 150 Meter unter ihrer Soll-Höhe war und mit 500 Metern Abweichung relativ "weit abseits geflogen ist".

Derzeit diskutiert die Flugsicherheit mit dem Luftfahrtbundesamt in Braunschweig, ob der Vorfall von Mittwochnacht, als meldepflichtige "schwere Störung" bewertet werden muss. Dann wäre eine Meldung an die "Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung" (BFU) fällig. Die BFU ihrerseits würde dann eine Stellungnahme des Flughafen-Towers und einen Report des FedEx-Piloten einfordern.

Ob schwere Störung oder nicht, ist betroffenen Siegburgern wie Britta Nießen egal. Der Frachtjet im Tiefflug hat ihr und anderen Anwohnern der Carl-Schutz-Straße einen Riesenschrecken eingejagt.

Landeanflug auf Köln/Bonn

Am Köln/Bonner Flughafen wurden 2011 rund 130.000 Starts- und Landungen gezählt, davon rund 34.000 in der Nacht. Der größte Teil der Flugbewegungen wird über die 3815 Meter lange große Start- und Landebahn abgewickelt. Landeanflüge auf dieser Bahn aus Südosten führen über Uckerath, Hennef, Stoßdorf, Kaldauen, Stallberg und Lohmar-Süd direkt zum Flughafen.

Wird die kleine Landebahn, die parallel zur großen verläuft, angesteuert, fliegen die Maschinen gut 100 Meter weiter westlich auf den Flughafen zu. Da die Maschinen vom Leitstrahl des Instrumentenlandesystems geführt werden, wird beim Anflug zum Flughafen in aller Regel ein enger Korridor eingehalten.

Eine seitliche Abweichung von 500 Metern, wie bei der FedEx-Maschine, ist laut Deutscher Flugsicherung sehr selten und zumeist das Ergebnis von Störungen der Flugzeuginstrumente. Dass Piloten den Landeanflug abbrechen und durchstarten sei ein "ganz normales Verfahren".

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