Glaskubus auf dem Drachenfels: Streit spitzt sich zu

Königswinter · Der Nachweis, ob das Glas für den Glaskubus auf dem Drachenfels gegen Vogelschlag wirksam ist, ist nun auch eine Sache für die Juristen.

Die Glaswerke Arnold (Merkendorf), die das Glas für den Neubau herstellen, drohen - vertreten durch ihre Anwälte - Professor Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie (Radolfzell) mit einer Unterlassungsklage. Falls der Wissenschaftler bis Montag nicht seine Behauptung zurücknimmt, dass der Glastyp Ornilux mikado, wie er von seinem Institut zertifiziert wurde, nicht mehr verfügbar sei.

Wikelski hatte zudem behauptet, die Zertifizierung, dass das Glas nachweislich zur Reduzierung von Vogelschlag an Glasflächen geeignet ist, dürfe nicht auf derzeitige Glastypen ausgedehnt werden. Der Geschäftsführer der Glaswerke, Jochen Kirchner, versichert indes eidesstattlich, dass das getestete Produkt weiterhin auf dem Markt sei.

Aus dem Schreiben der Rechtsanwälte geht allerdings nicht hervor, inwieweit die Zertifizierung auch auf das Glas zutrifft, das auf dem Drachenfels verbaut wird. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des zertifizierten Glases. Auf die Aussage von Wikelski stützt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) seine Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen die Genehmigung der geplanten Glasfassade durch den Rhein-Sieg-Kreis. Ein Einigungstermin vor zwei Wochen scheiterte, nun müssen die Richter entscheiden.

Die Glasbaufirma hat Wikelski ebenfalls aufgefordert, seine Behauptung gegenüber dem Gericht und der Stadt Königswinter zu widerrufen. Weder Wikelski noch der BUND waren gestern für eine Stellungnahme erreichbar. Auf Nachfrage des General-Anzeigers erklärte der Geschäftsführer der Glaswerke, dass sich die Zertifizierung des Ornilux-Glases durch das Max-Planck-Institut auf die Beschichtung beziehe.

"Die Beschichtung, die jetzt auf dem Drachenfels verwendet wird, ist exakt die, die einst getestet wurde", so Kirchner. Sie reflektiere das UV-Licht und sei für Vögel sichtbar, nicht aber für den Menschen. "Das Glas für den Glaskubus fällt unter die Zertifizierung", betonte auch Andreas Pätz von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WWG), die Bauherrin auf dem Plateau ist.

Gegenüber dem getesteten Glas verfüge das jetzt verwendete Glas über eine zusätzliche Glasschicht auf der Innenseite, die ohne Auswirkungen auf den Vogelschlag bleibe. Die Arbeiten jedenfalls gehen weiter. Mitte kommender Woche soll die Decke des Sockelgeschosses, der Boden des Restaurants, gegossen werden. Wenn der erwartete Frost nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.

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