Gemeinsam dicke Bretter bohren

RHEIN-SIEG-KREIS · Zum Tag des Ehrenamts hat der General-Anzeiger nachgefragt, warum sich Menschen engagieren

 Bagger haben bei ihm keine Chance: Klaus Fietzek vom Landschaftsschutzverein.

Bagger haben bei ihm keine Chance: Klaus Fietzek vom Landschaftsschutzverein.

Foto: WOLFGANG HENRY

Freiwilliges Engagement ist eine Chance für jeden einzelnen, sich einzubringen, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten und dabei vielleicht sogar anderen zu helfen. Am Tag des Ehrenamtes, der an diesem Sonntag begangen wird, danken die Kommunen ihren ehrenamtlich engagierten Bürgern mit einer Feierstunde. Anlass genug, einmal nachzufragen, inwiefern Ehrenämter das eigene Leben bereichern. Fünf Menschen aus dem Vorgebirge berichten über Lust und gelegentlichen Frust am Ehrenamt und über ihre Motivation, weiterzumachen.

l Für ein Ehrenamt, mit dem er seit mehr als 30 Jahren enorm viel bewegt hat, engagiert sich Klaus Fietzek: Der 75-jährige Bornheimer ist Vorsitzender des Landschaftsschutzvereins Vorgebirge und kämpft mit 270 Mitstreitern gegen den großflächigen Quarzabbau und für den Erhalt der Naherholungslandschaft. Der größte Erfolg der Bürgerbewegung: "Dass wir als Dickbrettbohrer anerkannt und gefürchtet sind." Die Voraussetzungen dafür: Überparteilichkeit, Kontaktpflege, Sachlichkeit, Kompetenz und Fairplay. Und vor allem Teamgeist: "Allein der Vorstand ist seit 30 Jahren stabil. In all den Jahren hat sich immer wieder bestätigt: Gemeinsam können wir etwas bewegen", sagt Klaus Fietzek. "Jeder von uns weiß, dass er sich auf die anderen hundertprozentig verlassen kann. Das bestärkt mich natürlich beim Weitermachen."

Wenn solch breite Solidarität aber fehlt, dann kann ein Ehrenamt bei aller Liebe auch zur Last werden. So zum Beispiel für Hannelore Roski. Die 75-Jährige engagiert sich seit 30 Jahren für die Betreuung MS-Kranker in der Regionalgruppe Meckenheim-Rheinbach. Und findet einfach keine Nachfolge für ihr umfassendes Engagement. Fahrdienste, pflegerische Handreichungen, jede Menge Organisatorisches und nun Weihnachtsmarkt-Verkäufe zugunsten der Gruppe: Hannelore Roskis Einsatz ist unermüdlich - und unersetzlich. "Da muss man reinwachsen", sagt sie. Und bedauert, dass dazu in diesem Umfang niemand bereit ist. "Die jüngeren Leute sind mit Familiengründung und Beruf beschäftigt, und die älteren wollen das Leben genießen und um die Welt reisen", sagt sie nicht ohne Resignation. "Aber der kostbare Kontakt mit den Menschen gibt mir die Kraft zum Weitermachen. Und ich glaube an Wunder: Vielleicht finden sich ja doch bald neue Helfer, die zum Beispiel mal ein paar Besuchsdienste übernehmen."

l Um Nachwuchs in Zeiten vielerorts halbleerer Kirchen ist die KinderGottesLob-Gruppe (KiGoLo) der katholischen St. Martin-Gemeinde in Rheinbach spielerisch bemüht. Einmal im Monat - jetzt in der Adventszeit sogar jeden Sonntag - gestalten wechselnde Teams aus engagierten Laien parallel zum Gottesdienst eine Kindermesse in der Krypta. Im Mittelpunkt steht dabei eine biblische Geschichte, die vorgelesen und anschließend von den Kindern nacherzählt oder nachgespielt wird. Viel Gesang und ein Bastelangebot runden das interaktive Angebot ab. "Wir wollen die Kinder auf spielerische Art an die Regelmäßigkeit des Sonntagsgottesdienstes gewöhnen und so in die Gemeinde integrieren", erklärt Mitorganisatorin Maria Hofer das Konzept. Diesen Sonntag gestaltet sie das KiGoLo um 11.15 Uhr mit Heike Glaser (Gitarre) und deren Tochter Anna (Blockflöte).

l Eine spielerische Vorbereitung auf die spätere aktive Mitgliedschaft sind auch die Übungsstunden der Jugendfeuerwehr Swisttal-Heimerzheim. "Anfangs ist es die pure Abenteuerlust, die die Kinder zu uns führt. Im Laufe der Zeit entwickeln sich dann auch Gefahrenbewusstsein und Verantwortungsgefühl", erläutert Jugendwart Michael Keßel. Die manchmal grausamen Details eines Einsatzes hält er von den Kindern bewusst fern. "Der Faktor Ernst kommt früh genug ins Spiel." Ansonsten aber darf sich der Nachwuchs ab zehn Jahren schon ganz praxisnah an den Schläuchen üben und bei den kreisweiten Leistungsnachweisen messen. "Die Kinder bringen viel Eigeninitiative mit, man kann einiges von ihnen verlangen. Und sie gewinnen im Lauf der Zeit an Selbstsicherheit und Selbstständigkeit. Die Jugendarbeit macht ihnen und mir Spaß", sagt Keßel.

l Jede Menge Spaß haben auch die Mitglieder des Junggesellenvereins "Gemütlichkeit" aus Alfter. Maiversteigerung, Maibäume stellen und bewachen und natürlich Junggesellenfeste in der ganzen Gegend feiern - von Mai bis August beschert die Saison den Junggesellen einen Höhepunkt nach dem anderen. Auch im Karnevalszug ziehen die Männer mit. "Neben der Brauchtumspflege ist es vor allem die Kameradschaft, die uns zusammenhält", erklärt Jesper Hamacher seine Motivation zur Mitgliedschaft. Das Engagement der jungen Männer beschränkt sich keineswegs nur aufs Feiern: "Wir sind auch im Ortsausschuss vertreten und gehen beim Köttzug mit", betont der 24-Jährige. Das heißt, der Junggesellenverein sammelt Spenden, etwa für den Tag der Senioren, und gestaltet den Köttzug mit einer Fahnenschwenk-Choreografie des Fähnrichs.

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