Forschung am Puls der Zeit

Die Europäische Akademie in Bad Neuenahr-Ahrweiler feiert ihr 15-jähriges Bestehen

Die Japan-Katastrophe und ihre Auswirkungen sind nicht unbedingt geeignete Themen für eine Geburtstagsfeier. Es sei denn, es handelt sich beim Geburtstagskind um eine Einrichtung zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen: Die Europäische Akademie in Bad Neuenahr-Ahrweiler hat am Mittwoch im Steigenberger Hotel ihr 15-jähriges Bestehen gefeiert, und immer wieder ging es dabei um aktuelle Themen wie die Atomkraft.

Deutlich wurde in den Ansprachen, unter anderem der beiden Trägervertreter, Staatssekretär Michael Ebling vom Wissenschaftsministerium des Landes Rheinland-Pfalz und Festredner Johann-Dietrich Wörner, Vorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, dass das, was die Akademie betreibt, keine graue Theorie ist. So befinde sie sich gerade im Abschluss von Projekten, etwa zu radioaktiven Abfällen und virtuellen Kraftwerken für die Integration erneuerbarer Energien, wie Akademie-Direktor Carl Friedrich Gethmann anmerkte.

15 Jahre seien zwar im Vergleich zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen wie Universitäten keine Zahl, aber interdisziplinäre Forschungseinrichtungen hätten sich in Deutschland bisher nicht als sehr langlebig erwiesen. "Wir sind jetzt die älteste deutsche selbstständige außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung, die sich mit interdisziplinärer Forschung befasst."

Als Gründungsdirektor, der der Akademie noch gut ein Jahr vorstehen wird, bis ein Nachfolger für ihn gefunden ist, blickte Gethmann zurück und befand, dass die Akademie "eine Menge geschafft" habe, was die Zahl der Publikationen angehe und die Durchführung von 25 großen interdisziplinären Projekten.

"Vor der Kulisse der aktuellen Debatten wird deutlich, wie sehr der gesellschaftliche Diskurs wissenschaftliche Begleitung braucht", stellte Ebling fest und bekannte, nachdem der Landesrechnungshof in seinem Jahresbericht 2009 eine Zusammenlegung der Europäischen Akademie mit der Akademie der Wissenschaften und Literatur in Mainz angedacht hatte: "Wir wollen noch eine Menge Jahre mit der Akademie verbringen und gestalten."

Sie sei ein elitäres Spitzeninstitut, das global denke und forsche und doch heimatverbunden sei, befand Landrat Jürgen Pföhler. Trotz der Abhängigkeit von instabilen Haushalten und der Sogwirkung großer Städte auf Spitzeneinrichtungen habe sie sich durch harte Arbeit und Spitzenergebnisse behauptet.

Den Bogen zur Atomdebatte schlug Wörner im Vortrag über "Technische Sicherheit" und gab den Zuhörern mit auf den Weg, dass das Undenkbare gedacht werden müsse, aber Technikentwicklung immer zwei Seiten habe, "und das Restrisiko ist nie null".

Die Akademie Die Europäische Akademie ist am 11. März 1996 als eine Maßnahme des Bonn-Berlin-Ausgleichs in Bad Neuenahr-Ahrweiler eingerichtet worden. Sie ist eine gemeinnützige GmbH, die vom Land Rheinland-Pfalz und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) getragen wird und über einen Jahresetat von rund 2,5 Millionen Euro verfügt. Sie hat 25 feste Mitarbeiter sowie einen Stamm von rund 160 Wissenschaftlern.

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