Eine einmalige Chance

Das Haus Kessenich in Witterschlick soll zum Heimatmuseum werden - Das Fachwerkgebäude könnte außerdem eine Zweigstelle des Bürgerbüros und ein Café beherbergen

Eine einmalige Chance
Foto: Lannert

Alfter-Witterschlick. Die Entdeckung des Blautons 1880 in Volmershoven, der zähe Kampf der Witterschlicker um einen eigenen Bahnhof und die 1903 erschienene Chronik des legendären Hauptlehrers Peter Esser als Dokumentation der Dorfgeschichte: In Foto-, Bilder- und Papierform könnten sich die drei historischen Ereignisse, in denen die Entwicklung Witterschlicks zu einem modernen Standort der Ton- und Keramik-Industrie sicht- und greifbar wird, künftig in der oberen Etage des Hauses Kessenich wiederfinden.

Umgeben von gerahmten Karten und alten Werkzeugen als Teil eines Heimatmuseums, wie es der Alfterer Verwaltung für das seit 1985 denkmalgeschützte Fachwerkgebäude an der Hauptstraße vorschwebt. Und auch sonst wollen Bürgermeisterin Bärbel Steinkemper und der aus Witterschlick stammende Vize-Verwaltungschef Engelbert Szkwortz das Wahrzeichen mit weiterem Leben füllen.

Zusätzlich zur Awo-Spielgruppe und der Anlaufstelle des Bezirksbeamten der Polizei, die im Erdgeschoss untergebracht sind, sind eine Art Café und für das erste Halbjahr 2007 eine Zweigstelle des Bürgerbüros anvisiert. Viele Pläne, oder wie Steinkemper es ausdrückt, "erste strategische Überlegungen", mit denen sich der Haupt- und Finanzausschuss in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 28. November, auseinandersetzen wird.

Dabei wird das Gremium schnell feststellen, dass die Weichen für ein Konzept schon gestellt sind. Bereits vor der Sommerpause haben Steinkemper und Szkwortz den Ortsausschuss Witterschlick eingeschaltet, ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Walter Buchholz und Ortsvorsteherin Sigrit Pippon geführt und den Heimatforscher und ehemaligen Rektor der Grundschule, Helmut Fuhs, auf den Plan gerufen.

Das Ergebnis: Buchholz findet die Idee eines Heimatmuseums "super", Pippon spricht von einem "sehr guten und schon ernsthaft im Ortsausschuss diskutierten Vorschlag", und Fuhs hält kurz und prägnant fest, dass "wir so eine Chance in Witterschlick nie wieder bekommen".

Möglich wird die uneingeschränkte Nutzung des Hauses, das sich im Eigentum der Gemeinde befindet, durch die im Frühjahr frei gewordene Wohnung im ersten Stock. Nach dem Tod des damaligen Mieters war die Drei-Zimmer-Wohnung nicht wieder vergeben worden. Vorausgesetzt der Haupt- und Finanzausschuss stimmt dem Konzept zu, wird die Verwaltung zunächst die Sanierungs- und Einrichtungskosten ermitteln , die Fördermöglichkeiten prüfen und mit dem Ortsausschuss über die Gründung eines Trägervereins sprechen.

In Frage kämen dafür laut Bürgermeisterin Steinkemper das Amt für Agrarordnung in Siegburg, welches das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (ILEK) für die sechs linksrheinischen Kommunen Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg unterstützt, oder eine staatliche Förderung innerhalb des Städtebaus. Geht es nach Steinkemper, könnte die Sammlung "mittelfristig" in den vom Kulturkreis Alfter erarbeiteten Kulturerlebnisweg Witterschlick integriert und Ausgangspunkt einer Themenwanderroute "Tonabbau" über Volmershoven-Heidgen bis Wachtberg werden - so wie es praktischerweise als Projekt im ILEK-Programm schon enthalten ist.

"Das Ziel wird es sein, dass sich ein Träger- oder Förderverein bildet, der sich zukünftig um das Haus Kessenich kümmert. Der Ortsausschuss dient dabei als Katalysator", sagt Walter Buchholz. Darüber hinaus will der Ortsausschuss den an die Werkstatt des Hauses angebauten gut 100 Jahre alten Dorf-Backofen wieder in Gang setzen, um etwa während der Kirmes dort Kuchen backen zu können.

"Ein Ofenbauer hat den Betrieb im Vorfeld der 850 Jahr-Feier im vergangenen Jahr getestet, der tadellos ist. Was einzig fehlt, sind rund 2 000 Euro, die wir für den Einzug eines Kamins brauchen. Bis jetzt ist das nur am Geld gescheitert", sagte Ortsvorsteherin Sigrit Pippon.

Einbinden will Bürgermeisterin Steinkemper in puncto Museum die diversen Heimatforscher in Witterschlick, das Unternehmen WBB Fuchs und die Firma HJ Braun Tonbergbau. Offen stehen soll die Sammlung sowohl Schulklassen als auch interessierten Bürgern nach Absprache.

Hinzu kommt eine "begrenzte Bewirtung" in den Sommermonaten im Innenhof, in der Durchfahrt und in der ehemaligen Werkstatt des Hauses Kessenich mit Kaffee und Kuchen oder Wein. Steinkemper: "Konkret habe ich dafür noch niemandem im Auge. Ich könnte mir aber eine Kooperation mit den örtlichen Bäckereien vorstellen."

Der Haupt- und Finanzausschuss tagt am Dienstag, 28. November, 18 Uhr, im Rathaus Oedekoven, Ratssaal.

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