Eine 8,50 Meter Mauer quer durchs Troisdorfer Tierheim

Anlieger beschwert sich über zu lautes Hundegebell - Messungen ergeben überhöhte Werte am Tage

Eine 8,50 Meter Mauer quer durchs Troisdorfer Tierheim
Foto: Vogel

Rhein-Sieg-Kreis. Die außerplanmäßig angesetzte Mitgliederversammlung des Tierschutzvereines für den Rhein-Sieg-Kreis, Träger des Tierheimes in Troisdorf, verhieß nichts Gutes. Und Vorsitzende Christiane Thul-Steinheuer hatte den Mitgliedern am Freitag in der Tat Schmerzliches mitzuteilen. Auf den Verein kommen möglicherweise Investitionen in Höhe von bis zu 450 000 Euro zu.

Anlass ist die Beschwerde eines Anliegers über den Lärm aus den Hundezwingern. Eine Messung des Staatlichen Umweltamtes gab ihm Recht. Jetzt soll eine im Schnitt 8,50 Meter hohe und mehr als 80 Meter lange Mauer quer durch das Tierheim Abhilfe schaffen.

Beschwerden über Lärm waren in der Vergangenheit eigentlich nie ein Thema für die Betreiber des Tierheimes. Thul-Steinheuer erinnert sich lediglich an einen Fall, der auf Ende der 90er Jahre datiert: Es hatte eine Beschwerde aus dem benachbarten Gewerbegebiet gegeben. Diese erledigte sich aber bald von selbst, "weil die Beschwerdeführer dort illegalen Wohnraum geschaffen hatten".

Jetzt liegt der Fall anders. Seit zwei Jahren beschwert sich ein Anlieger aus dem Wohngebiet "Am Aggerdamm", jenseits der Siebengebirgsallee: Ihn stört das Hundgebell. Nach einem Gespräch, das durchaus freundlich verlief, so die Vorsitzende, habe das Tierheim sofort Maßnahmen ergriffen.

Vor den Hundezwingern wurde ein Sichtschutz errichtet in Richtung der neuen Aldi-Filiale, die 2005 unmittelbar neben dem Tierheim errichtet wurde. "Die Tiere sollten durch die an- und abfahrenden Autos nicht gestört werden", so Thul-Steinheuer. Außerdem wurde ein Container zur Straße hin aufgestellt, der ebenfalls den Lärm ein wenig absorbieren sollte.

Doch der Beschwerdeführer war damit nicht zufrieden und wandte sich statt dessen an den Petitionsausschuss des Landtages, der wiederum das Staatliche Umweltamt Köln (StUA) einschaltete. Das StUA installierte eine so genannte "Beschwerdeführer ausgelöste Schallspeicherstation" (BASS), bei welcher der genervte Anlieger im Fall einer störenden Lärmbelästigung auf den Speicherknopf drücken konnte. Ende vergangenen Jahres kam das alarmierende Ergebnis: Während die nächtlichen Richtwerte von 45 Dezibel nicht überschritten wurden, lag laut Thul-Steinheuer der gemessene durchschnittliche Tageswert mit 61 Dezibel um sechs Punkten über dem zulässigen Höchstwert.

Die Bezirksregierung in Köln hat nun vom Troisdorfer Tierheim eine Stellungnahme eingefordert, die bis zum Ende des Monats vorliegen muss. Die Tierschützer haben einen Gutachter eingeschaltet, "der die Schallschutzmaßnahmen dimensionieren soll". Seine Vorschläge sind für Thul-Steinheuer ein Schlag ins Kontor: Eine im Schnitt 8,50 Meter hohe und 82,33 Meter lange Schallschutzwand, die zudem noch quer durch das Tierheim laufen würde, soll Abhilfe schaffen. "Ich weiß gar nicht, ob wir so etwas überhaupt genehmigt bekommen." Ein Fachanwalt prüft jetzt die rechtlichen Möglichkeiten, so die Vereinsvorsitzende.

Was den Tierschutzleuten aber noch viel mehr Sorgen bereitet, sind die geschätzten Kosten der Lärmschutzwand in Höhe von bis zu 450 000 Euro. "Wir haben zwar 400 000 Euro auf der hohen Kante, brauchen das Geld aber als Existenzabsicherung", so Thul-Steinheuer. Schließlich fahre man jedes Jahr ein Minus von rund 120 000 Euro ein. Zudem seien wegen gesetzlicher Vorgaben weitere Investitionen in ein neues Hundehaus unumgänglich. Auf insgesamt 650 000 Euro schätzt die Frau den kurzfristigen Finanzbedarf.

Den wollen die Tierschützer nun verstärkt über Spenden und mit neuen Veranstaltungen wie einem Rockkonzert am 3. März, ab 20 Uhr an der Alten Ladestraße in Sankt Augustin-Menden, bestreiten. Thul-Steinheuer: "Jeder Euro ist uns willkommen, denn jetzt geht es um den Erhalt des Tierheimes."

Weitere Infos unter www.tierheim-troisdorf.de

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