Ein bisschen Freude und ein Berg voller Sorgen

Mieler Familie Cipera, deren Haus vor einem Monat abbrannte, versucht, den Schrecken zu überwinden

Ein bisschen Freude und ein Berg voller Sorgen
Foto: Henry

Rheinbach. Die Familie Cipera füllte am Samstagvormittag fast den gesamten Gastraum in der Bäckerei von Ursula Paffrath im Rheinbacher Bahnhof. Großmutter Margarete Lanzerath und Tante Anneliese Erol sowie Heike und Michael Cipera mit ihren sechs Kindern waren ihre Gäste.

Der jüngste Spross, der dreijährige Domenic, schlürfte bedächtig seinen Kakao aus der Tasse, die ihm seine Mutter an den Mund hielt. Die Erwachsenen griffen zu den belegten Brötchen und dem Kaffee.

Paffrath brachte mit ihrer Aktion ein wenig Freude und tatkräftige Hilfe in die Familie - nach all den Schrecken, der sie seit dem Brand in ihrem Haus vor gut einem Monat in Miel ergriffen hat. Besonders tragisch: Das Haus war noch nicht versichert.

Heike Cipera: "Es sollte ab dem 1. April versichert werden." Nach einem leichten Kaminbrand vor etwa anderthalb Jahren hatten sie die untere Etage ihres denkmalgeschützten Hauses gerade erst fertiggestellt. Die Ciperas hatten feste Pläne: "Im Herbst sollte die Heizung eingebaut werden." Im Sommer sollte der Dachstuhl auf Vordermann gebracht werden.

Dann erklangen am Dienstag, 25. März, gegen 17.10 Uhr die Sirenen. Das Dach des Hauses, das an das Gerätehaus der Mieler Feuerwehr an der Rheinbacher Straße grenzt, brannte vollständig aus. Den Rest besorgte das Löschwasser. Der Ehrenbrandmeister Balthasar Schumacher und der stellvertretende Wehrführer der Swisttaler Feuerwehr, Johannes Greuel, waren als erste Einzelhelfer vor Ort.

Sie hatten sich zufällig bei Schumacher getroffen. "Die Ludendorfer Feuerwehrleute kamen zuerst", meint sich die Mutter von Heike Cipera zu erinnern. Schumacher musste die Kollegen aus Buschhoven und Morenhoven anfordern, damit sich die Atemschutzträger abwechseln konnten.

Zum Glück wurde niemand ernsthaft verletzt. Drei Familienmitglieder wurden wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Um ein Haar wäre Schlimmeres passiert, hätte der Schwager nicht darauf bestanden, dass die Kinder unten spielten und nicht im Dachgeschoss. Die Mutter ist im Nachhinein heilfroh darüber.

Sie mag gar nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn sie sich in der ersten Etage aufgehalten hätten: "Wir hätten sie vielleicht nicht retten können." Über die brennenden Treppen sei eine Flucht nämlich nicht mehr möglich gewesen. Viel Kraft braucht die Familie auch heute noch. Sie steht vor einem Berg an Sorgen, hat nichts von ihren Sachen retten können.

Es fehle vor allem ein Kleider- und ein Schuhschrank. Heike Cipera ist ihrem Heimatdorf dankbar. Es wurde jede Menge Kleidung und Spielzeug gespendet. Die sechsfache Mutter: "Die Hilfsbereitschaft kam wie eine Welle." Der Mieler Ortsvorsteher Rolf Esch habe sich sehr eingesetzt und richtete ein Spendenkonto ein.

Zudem hilft der enge Zusammenhalt in der Familie. Sie lebt zurzeit beengt in einer Drei-Zimmer-Wohnung in dem Ludendorfer Haus, in der auch die Familie von Heike Ciperas Schwester Anneliese Erol und die Eltern leben. Trotzdem: Die Kinder vermissen ihr verbranntes Lieblingsspielzeug und vor allem das eigene Heim.

Wie viel der Neuaufbau kosten soll, ermittele gerade ein Architekt. Doch mit der Einladung zum Frühstück, ins Phantasialand und ins Rheinbacher Erlebnisbad komme in die Familie ein wenig Zuversicht zurück, trotz der erdrückenden Sorgen und des großen Traums, ins eigene Haus, das Elternhaus, zurückzukehren.

Spendenkonto: Stichwort Aufbauhilfe Cipera, Rolf Esch, Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel, Kontonummer: 200 311 019, Bankleitzahl 370 696 27.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort