Ein "Tschö" und ein "Glück auf"

Bonns Polizeipräsident Schnitzler verabschiedet - Nachfolger Wolfgang Albers ins Amt eingeführt

Bonn. "Quincy" und "Kosmos", die beiden Polizeipferde, scharrten schon ungeduldig mit den Hufen. Dann fuhren sie vor: Neun "Weiße Mäuse", die Polizeipräsident Dierk Henning Schnitzler im blauen BMW mit dem markanten Kennzeichen BN-3000 zu seiner letzten Dienstfahrt geleiteten.

Vor rund 350 Gästen hat NRW-Innenminister Fritz Behrens Schnitzler am Montag im Rahmen einer Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Als neuer Bonner Polizeichef wurde Wolfgang Albers eingeführt.

Behrens unterstrich die Bedeutung des Amtes in der Stadt: "Es stellt eine große Herausforderung dar. Der Bonner Polizeipräsident hatte immer eine Scharnierfunktion zwischen Landesverwaltung und Bundesverwaltung wahrzunehmen."

Der Minister erinnerte an die großen Veränderungen, die mit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin auf die Polizei zukamen. Aber in der ihm eigenen "zupackenden und entschlossenen Art" hätte er "Verlorenes und Vergangenes" nicht beklagt, sondern die Behörde mit ihren veränderten Aufgaben neu ausgerichtet. Schnitzler übergebe eine wohlbestellte Behörde. "Wir verlieren einen altgedienten Polizeipräsidenten von großer fachlicher und sozialer Kompetenz."

Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann lobte den "Remscheider, der zu einem Rheinländer geworden ist", weil er sich nie hinter den Mauern des Präsidiums versteckt habe. Zwischen beiden habe es zwar nie ein "rotes Telefon" gegeben, dafür aber einen kurzen Draht zwischen beiden Häusern.

In einer launigen Rede, die die Gäste mit lang anhaltendem Applaus bedachten, erinnerte Schnitzler an kleinere und größere Fälle und Begebenheiten, so an den israelischen Botschafter, der einmal für ein paar Stunden im Polizeipräsidium Schutz gesucht hätte. "Der Dienst 24 Stunden rund um die Uhr war mein Lebensinhalt", sagte Schnitzler.

Er werde einiges vermissen, unter anderem den täglichen Spurt von der Garage im dritten Untergeschoss in sein Zimmer in der dritten Etage - was er auch gleich seinem Nachfolger empfahl.

Der war zuletzt Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung Düsseldorf und für Kommunalaufsicht, Bauen und Wohnen zuständig. 1990 hatte der studierte Jurist vertretungsweise das Polizeipräsidium Leverkusen geleitet.

Behrens sagte, Albers habe ein feines Gespür für das Machbare und Mut zu innovativem Handeln. Er wisse die Bonner Behörde bei ihm in guten Händen. Die Oberbürgermeisterin sagte, der "Neue" sei in München geboren, "doch das muss ja nicht unbedingt ein Nachteil sein". Und sie versprach: "Wir werden Sie mit offenen Armen aufnehmen."

Albers bezeichnete den Montag als einen "Tag des Wiedersehens mit Bonn". Sechs Jahre hat er in der damaligen Bundeshauptstadt studiert. Seine Tür, so sagte er den Mitarbeitern zu, stehe offen. "Jeder, der Probleme hat, soll sich seinen Vorgesetzten anvertrauen, und ich erwarte, dass die Vorgesetzten auch zuhören. Probleme dürfen in der Hierarchie nicht versanden."

Mit einem "Tschö" und einem "Glück auf" für seinen Nachfolger verabschiedete sich Schnitzler mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Er und seine Frau bleiben aber auch im Ruhestand Bonn und der Region verbunden. Ab sofort will er sich mehr um den Garten seines Hauses in Königswinter kümmern. Darüber hinaus kann er sich auch eine Beratertätigkeit vorstellen. Jedenfalls hat der Bürgermeister der namibischen Hauptstadt Windhoek bei ihm schon einmal angefragt.

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