Droht der R(h)einkultur das Aus?

Sponsorenmangel und Steuern machen den Veranstaltern vom Verein Bonner Rockmusiker das Leben schwer - Projektleiterin Sabine Funk: "Es könnte das letzte Jahr sein"

Bonn. Kaum Sponsoren, Steuerforderungen, drohender Ausfall der Sonderfahrten von Bus und Bahn - das Festival R(h)einkultur wird von Hiobsbotschaften gebeutelt. Konsequenz für die Veranstalter vom Verein Bonner Rockmusiker (VBR): Die Gelbe Bühne, bisher für Jazz und Kleinkunst reserviert, gibt es bei dem Großkonzert am 30. Juni 2001 nicht mehr.

Mit massiven finanziellen Schwierigkeiten kämpfen die Veranstalter schon lange. "Während der städtische Zuschuss von 130 000 Mark seit 1993 gleich geblieben ist, steigen die Kosten für Künstler und Auflagen wie Abfallbeseitigung und Umzäunung immer weiter", sagt Projektleiterin Sabine Funk. "Die R(h)einkultur wird immer größer und alles wird teurer."

Rund eine Million Mark kostet die Veranstaltung, die vergangenes Jahr 120 000 Zuschauer besuchten. Das Festival muss sich zum großen Teil aus dem Getränkeverkauf finanzieren. "Obwohl das bekannt ist, versuchen immer noch viele Leute, ihre Getränke auf das Gelände zu schmuggeln."

Zusätzlich zu diesem altbekannten Problem gibt es zwei neue: Das eine ist die Ausländersteuer für die Künstler, die der VBR bisher nicht bezahlen musste, und die bei 30 Prozent der Gage liegt. Es gibt die Möglichkeit, eine Befreiung zu beantragen, doch die muss für jede einzelne Band gestellt werden und kann nur unter der Voraussetzung gewährt werden, dass die Künstler ihre Steuer im Heimatland entrichten. Da die Zusagen für die R(h)einkultur oft sehr kurzfristig eingingen, sei es schwer, diese Anträge rechtzeitig zu stellen, so der VBR.

Ein Landeserlass, der eine pauschale Steuerbefreiung möglich macht, könne für die Rheinkultur nicht geltend gemacht werden, bedauert Annette Horz vom Kulturamt. Wenn Sabine Funk daran denkt, die Steuer nicht nur künftig bezahlen zu müssen, sondern auch noch für das vergangene Jahr nachzuzahlen, wird ihr schwindelig: "Das sind noch mal Zusatzkosten von rund 60 000 Mark."

Das zweite Problem, das in diesem Jahr auf das Festival zukommt, ist die Ankündigung der Stadtwerke Bonn (SWB), für Großveranstaltungen keine Sonderfahrten mehr anzubieten. "Uns fehlen die Sponsoren", so SWB-Sprecher Werner Schui. Im Moment werde mit der Stadt noch über eine Lösung verhandelt, und man sei optimistisch, eine zu finden. Bis dahin verspricht Schui: "Wir tun, was wir können und setzen auf jeden Fall wieder Gelenkbusse und Bahnen mit zwei Wagen ein." Der Rhein-Sieg-Kreistags-Abgeordnete Oliver Krauß und Bezirksvertreter Winfried Kreutzwald (beide CDU) sehen im Aus für die Gelbe Bühnen ein deutliches Alarmsignal und sind sich einig, dass die Rheinkultur nicht sterben darf. "Dass Konzept ist gut und zieht Leute von weit her an. Das macht Bonn über die Grenzen der Region hinaus bekannt", so Kreutzwald.

Er und Krauß appellieren an die Stadt, sich bei der Abfallbeseitigung und der Sponsorensuche stärker zu engagieren. Die Suche nach Geldgebern werde generell immer schwieriger, so Martin Hennicke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. "Der Veranstaltungsmarkt ist überbesetzt. Es gibt immer mehr." Trotzdem sieht auch er die Bedeutung der Rheinkultur: "Sie ist das Engagement der Politik auf jeden Fall wert." Darum will er sich im nächsten Jahr bemühen, Geldgeber zu finden.

Diese Zusage hat Sabine Funk schon mal gehört, ohne dass viel passiert sei. Deshalb sieht sie schwarz, was die Zukunft des Festivals angeht: "Es könnte dieses Jahr durchaus die letzte Rheinkultur sein. Irgendwann hat man einfach genug Stolpersteine im Weg liegen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Schluss mit lustig" von Sylvia Schmitz.

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