Eklat bei der Erstkommunion in Eudenbach "Die Quadratur des Kreises"

Unverständnis und Mitgefühl: Der Eklat in Königswinter ruft gegensätzliche Reaktionen hervor und sorgt für Aufruhr.

 Pfarrer Schiffers erntet Kritik und Zustimmung.

Pfarrer Schiffers erntet Kritik und Zustimmung.

Foto: Frank Homann

Königswinter. Der Eklat bei der Erstkommunionfeier in Eudenbach am Sonntag hat für Aufruhr in den Siebengebirgsorten gesorgt und Pastor Udo Maria Schiffers Unverständnis und den Vorwurf der Kinderfeindlichkeit ebenso wie Zustimmung und Mitgefühl eingetragen.

"Pfarrer Schiffers hat alles richtig gemacht", sagen die Befürworter, "schade, dass die katholische Kirche sich ihren Nachwuchs vergällt", urteilen die Kritiker. Schiffers erhielt nach eigenen Worten am Morgen "ein paar zustimmende Reaktionen" und mochte sich nach seiner ausführlichen Stellungnahme von Montagabend gegenüber dem General-Anzeiger am Dienstag nicht nochmals äußern.

Wie berichtet, hatte Schiffers bei der Messe gebeten, lärmende Kleinkinder hinaus zu bringen, andernfalls müsse er die Feier abbrechen. Daraufhin verließen mehr als 25 Personen teils unter Unmutsbekundungen den Gottesdienst. Sein katholischer Kollege habe "vor der Quadratur des Kreises gestanden", zeigte der evangelische Pfarrer Max Koranyi aus Stieldorf am Dienstag Verständnis für Schiffers.

Machen Sie mit! Lasset die Kindlein zu mir kommen - wie viel Kindergeschrei kann ein Gottesdienst vertragen? Sind Kinder eben Kinder oder schlicht schlecht erzogen? Haben die anderen Besucher nicht ein Recht auf Stille? Diskutieren Sie mit GA-Redakteurin Katrin Janßen."Ja, Jesus hatte die Kinder lieb. Und ja: Wir Kirchen versuchen kinderlieb zu sein." Dazu würden Familienmessen, Kinderbibeltage und vieles mehr angeboten. Koranyi fragt aber, "ob ein einzelner kleiner Derwisch die gesammelte spirituelle Aufmerksamkeit von 200 Gottesdienstbesuchern sprengen darf".

Koranyi: "Man erhöht die Lautstärke, macht Pausen. Was bleibt einem Geistlichen, der sich irgendwann selber nicht mehr verstehen kann, am Ende anderes übrig, als zu sagen: So geht das nicht." Man versuche wie bei den jetzt anstehenden drei Konfirmationen durch Kleinkinderbetreuung Konfliktsituationen im Vorfeld zu vermeiden, trotzdem gingen Eltern oft auf dieses Angebot nicht ein und ließen ihre Kinder in der Kirche herumtollen.

Der katholische Diakon Udo Casel aus Thomasberg bewertete den Vorfall nur als "Spitze des Eisbergs" und Ausdruck des "immensen Wandels von der Volkskirche zur Entscheidungskirche"; die Erwartungen an die Erstkommunionfeier seien höchst unterschiedlich. Die Angehörigen wollten vornehmlich ein Familienfest, die Kirche feiere hingegen die Aufnahme der Kinder in die "Mahlgemeinschaft mit Christus und in die Gemeinde". Der Pressesprecher des Erzbistums Köln, Christoph Heckeley, brach eine Lanze für Schiffers als "sehr erfahrenen Geistlichen". Grundsätzlich müsse bei einem Gottesdienst eine würdige Atmosphäre herrschen.

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