Historischer Trinkzug Die "Nacht der Nächte" in Ahrweiler

AHRWEILER · Es ist die "Nacht der Nächte", wenn am sich am Sonntagabend die 700 Mitglieder starken Ahrweiler Bürger-Schützen und fast 300 Junggesellen-Schützen am Niedertor formieren und zum Historischen Trinkzug durch die Altstadt starten.

 Die "Nacht der Nächte": Szene beim Trinkzug 2009 auf dem Ahrweiler Markt.

Die "Nacht der Nächte": Szene beim Trinkzug 2009 auf dem Ahrweiler Markt.

Foto: Martin Gausmann

Bis zum Montagmorgen stoßen sie an fast 200 "Altärchen" (Tischen mit Pokalen) der Bürger auf das Wohl ihrer Vaterstadt an. Ein Spektakel, dass nur alle drei Jahre anlässlich des Königsschießens der Bürger-Schützen stattfindet.

"Die Schützen sind dabei nicht der Veranstalter, wir sind die Gäste der Ahrweiler Bürger", erklärt Heimatforscher und noch amtierender Bürgerkönig Hans-Georg Klein. Und wartet mit einem Jubiläum auf. Denn laut einer alten Stadtrechnung gibt es den Trinkzug mindestens schon seit 1487, also seit 525 Jahren.

Wörtlich heiß es in der Stadtrechnung: "Item da die Schützen den Vogel schossen, ihnen geschenkt up die Helle vier Quart." Soll heißen, allein am Rathaus (Helle) wurden für die Beköstigung der Schützen knapp zehn Liter Wein aufgewendet. Es war der Ehrentrunk, die sogenannte Propina. Dass die Bürger als Gastgeber dem nicht nachstehen wollten, ist ebenfalls überliefert.

Bereits 1633 nach dem Königsschuss am Ahrtor spricht der Stadtkämmerer von "einem alten Brauch" und der Bonner Leopold Kaufmann berichtet 1834 in seinen Jugenderinnerungen ebenfalls vom Trinkzug. Belege genug, dass es den Brauch seit mehr als einem halben Jahrtausend gibt.

Doch es gab noch zwei weitere Formen des Trinkzuges, die jedoch nicht überlebt haben, berichtet Klein. Der erste war der Trinkzug der Ratsherren und Schöffen der Stadt nach der bis 1794 jeweils am 1. Mai stattfindenden Bürgermeister Wahl. Und tatsächlich auch "Neuenahrer" hatten ihren Trinkzug in Ahrweiler.

Dabei ging es um das Probetrinken des Kurweins in den Höfen, der als Transitgebühr für den Warentransport durch das Jülicher gebiet fällig war. Dabei zogen die "Neuenahrer" samt Richter von Hof zu Hof und jeder durfte trinken, soviel ihm beliebte. Heimathistoriker Klein: "Fast immer klagte dann der Kellner des Steinfelder Hofes, hätten sie so viel gesoffen, dass sie anschließend toll und voll in Durcheinander und Streit gerieten." Da geht es heute zum Glück gesitteter zu. Denn Trinkzug heißt für die Schützen auch Disziplin. Darauf achten die Offiziere, die an jedem Haus Mannschaftsstärke melden.

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