Die Deutsche Bahn drückt ihren Kunden die Kippen aus

Vorbereitungen, den Bonner Hauptbahnhof zur fast-rauchfreien Zone umzubauen, laufen bereits.

Bonn. Für Raucher wird die Luft dünner. Die Deutsche Bahn AG plant, den blauen Dunst auf ihren Bahnhöfen grundsätzlich zu verbieten. Nur noch in ausgewiesenen kleinen Zonen soll der Griff zur Zigarette erlaubt sein ( der GA berichtete). Ob und wie sich das durchsetzen lässt, soll ein Pilotprojekt klären, das in den nächsten Tagen - der genaue Termin steht noch nicht fest - am Bonner Bahnhof beginnt. Bahn-Pressesprecher Torsten Nehring: "Wir haben nach einem Hauptbahnhof im bevölkerungsreichsten Bundesland gesucht, der entsprechend personell ausgestattet ist, einen hohen Bekanntheitsgrad genießt und trotzdem überschaubar ist. So fiel unsere Wahl auf Bonn."

Rund 200 Beschäftigte in drei Schichten sorgen dort für einen reibungslosen Betrieb. Laut Nehring könnten für den Versuch noch einige zusätzliche Kräfte, beispielsweise Hostessen, aktiviert werden. Und die werden alle Hände voll zu tun haben, denn potenzielle Raucher gibt es am Bonner Bahnhof jede Menge. Durchschnittlich 58 000 Reisende und Besucher werden dort täglich gezählt. Bevor das zunächst auf vier Monate angelegte Projekt offiziell beginnen kann, waren zunächst einige Vorbereitungen zu treffen.

An die hundert Schilder mit dem Nichtraucher-Emblem mussten gemalt und müssen noch aufgehängt werden. Die Hausordnung musste nicht angepasst werden, denn sie sieht schon bisher ein Rauchverbot "in den ReiseZentren, Warteräumen und in gekennzeichneten Nichtraucherzonen" vor. Vielmehr wird der Bahnhof der Hausordnung angepasst, indem nahezu das gesamte Gelände zur Nichtraucherzone erklärt wird. Davon ausgenommen sind vorläufig der Bereich zwischen den Würfeln A und B an Gleis 1 und das Restaurant "Coffee-House", wo allerdings Verzehrzwang herrscht.

Die Bahn-Mitarbeiter sind angewiesen, Raucher außerhalb dieser Zonen "freundlich auf die neuen Regeln hinzuweisen"; zudem informieren Durchsagen die Reisenden. Von den neuen Regeln verspricht sich die Bahn eine Image-Verbesserung, die vor allem bei Nichtrauchern Gefallen finden dürfte. Der stellvertretende Bonner Bahnhofs-Manager Raimund Esch hofft aber auch auf konkrete Einsparungen bei der Bahnhofsreinhaltung: "Das Absaugen der Kippen aus den Gleisbetten ist eine teure und komplizierte Angelegenheit, die wir nur nachts erledigen können."

Bei Rauchern ist das neue Konzept erwartungsgemäß umstritten. Viele plädieren für freien Nikotingenuss bei verantwortungsvollem Umgang mit den Kippen; schließlich sei man an der frischen Luft. Rucksack-Touristin Michaela Berard, Studentin in Bonn, moniert, dass die vorgesehene Raucherzone eigentlich Terrain der Erste-Klasse-Reisenden ist.

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