Der Ausnahmezustand am Bahnsteig blieb aus

Technische Pannen im Bonner Hauptbahnhof

Bonn. Als wenn die Mitarbeiter im Bonner Hauptbahnhof am Sonntag nicht schon genug zu tun gehabt hätten: Kurz nach halb elf gab der Zentralcomputer seinen Geist auf, der die Zuganzeigen auf den Bahnsteigen steuert.

Zuvor schon hatte auch die große Anzeigentafel in der Eingangshalle ihren Dienst versagt und zeigte statt Abfahrtszeiten, Zielorten und Gleisnummern nur noch blaue, leere Felder. Und auch die drei Fahrkartenautomaten in der Eingangshalle ließen kurz vor Mittag nur noch wissen: "Außer Betrieb."

Doch die Bahn-Mitarbeiter an den Info- und Verkaufsschaltern sowie auf den Bahnsteigen nahmen''s ebenso gelassen wie die meisten Bahnreisenden, die am Sonntag ohnehin mehr Zeit mitgebracht hatten als in der Woche. Deshalb hörte man auch kaum maulende Worte in den langen Schlangen, die sich an den acht bis zehn Schaltern in der Ticketverkaufshalle bildeten.

Ein, je nach Bedarf auch zwei oder drei Mitarbeiter hatten sich - gut sichtbar in rote Bahnpullis gekleidet - außerdem an den noch funktionierenden Fahrkartenautomaten positioniert, gaben freundlich Auskunft und waren behilflich beim Drücken der Berührbildschirme. Denn mit dem neuen Preissystem der Bahn haben sich auch die Computerprogramme und Masken auf den Bildschirmen verändert.

Freundlich gab sich auch Armin Schürings, Manager des Bonner Hauptbahnhofs. Freundlich, aber zugeknöpft, und das nicht wegen des eisigen Windes an den Bahnsteigen, sondern wegen der Order von der Unternehmensspitze, "mit Rücksicht auf die Mitarbeiter am Sonntag keinerlei Auskunft darüber zu erteilen, ob es Probleme mit dem neuen System der Bahn gibt".

Immerhin bestätigten einige von Schürings Mitarbeitern den Eindruck der meisten Reisenden, dass in Bonn der Ausnahmezustand ausblieb. Ein Bahnangestellter am Mittag: "Es läuft alles rund, bis auf die eine oder andere Verspätung."

Die jedoch sind Bahnkunden gewöhnt: "Wenn ich mal fahre, dann erlebe ich das meistens", sagte eine Kundin. Weil der Intercity nach Hamburg-Altona mehr als zwanzig Minuten Verspätung hatte, musste sie umbuchen. Das klappte jedoch ohne nennenswerte Probleme und auch ohne die von Sonntag an fällige Stornogebühr von 45 Euro.

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