Das Poststadion ist verkauft: Sportverein jetzt schuldenfrei

Bauvoranfrage läuft - Stadt Bonn will aber ein langwieriges Verfahren - Filmteam dreht "Lattenknaller"

  Ins Poststadion  kamen 1948 mehr als 16 000 Zuschauer zu einem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Heute verfällt das Areal zusehends.

Ins Poststadion kamen 1948 mehr als 16 000 Zuschauer zu einem Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Heute verfällt das Areal zusehends.

Foto: Frommann

Bonn. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, das alte Poststadion am Lievelingsweg zu vermarkten und darauf Neubauten zu errichten, gibt es jetzt einen erneuten Anlauf. In aller Stille hat der Post Sportverein sein Vereinsgelände verkauft, neuer Eigentümer ist ein Unternehmen aus Saarbrücken - die Ruland AG. Sie hat bereits eine Bauvoranfrage bei der Stadt Bonn eingereicht.

Über den Verkaufspreis für das 30 000 Quadratmeter große Grundstück wollte der Vorsitzende des Post SV, Reinhard Strey, keine Angaben machen. Aber er bestätigte dem GA, dass der rund 800 Mitglieder starke Sportverein nach einer Teilzahlung des neuen Eigentümers nunmehr schuldenfrei sei. "Es wäre schön, wenn die Stadt das bauliche Vorhaben der Ruland AG unterstützen würde, damit aus diesem Viertel endlich etwas Gutes wird und der soziale Brennpunkt entschärft würde", wünscht sich Strey.

Die Ruland AG plant, auf dem Stadion-Grundstück im Erdgeschoss Verkaufsflächen für Waren des täglichen Bedarfs und in den beiden Stockwerken darüber Plätze für Altenpflege zu schaffen, außerdem 40 Reihen- und Doppelhäuser im hinteren Teil des Aschenplatz-Geländes.

Mehr als die Hälfte des Poststadions soll dabei erhalten bleiben, der Rest bekäme einen "Deckel", unter dem auch eine Tiefgarage für 200 bis 250 Autos Platz hätte. Ohnehin verlangt der Denkmalschutz, dass ein Teil der alten Radrennbahn sowie das Vereinsgebäude erhalten bleibt.

Projektentwickler Hans Jürgen Weber aus Osnabrück, der für die Ruland AG die Verhandlungen mit der Stadt führt, könnte sich auch ein Hotel mit 100 Zimmern vorstellen. "Wir sind derzeit in Gesprächen, deshalb kann ich noch keine weiteren Details nennen", sagte er dem GA.

Die Stadt Bonn bestätigte den Eingang der Bauvoranfrage. Höchstwahrscheinlich könnten die Pläne aber nicht so einfach genehmigt werden, berichtete eine Sprecherin des Presseamtes, sondern es sei aller Voraussicht nach ein Bebauungsplan oder ein Vorhabenplan erforderlich. Das bedeutet im Klartext: Ein solches Verfahren zieht sich hin. Die Bonner Stadtplaner hatten schon im Januar in der Bezirksvertretung Bonn ihre Auffassung klar gemacht, wonach das 30 000 Quadratmeter große Areal nur komplett und gleichzeitig bebaut werden soll.

Der neue Investor war voriges Jahr eingestiegen und hatte das Grundstück gekauft, nachdem sich die Pläne des vorherigen Finanziers Peter Lichtenberg (Köln) zerschlagen hatten. Der hatte bereits seit dem Jahr 2000 eine genehmigte Bauvoranfrage in der Tasche, trat dennoch vom Geschäft zurück, weil ihm die darin zugestandene Größe des Einkaufsmarktes zu gering erschien, um das Projekt zu finanzieren, sagte er dem GA.

Unterdessen tut sich etwas in dem alten Stadion. Dort dreht ein Filmteam zur Zeit eine Fußball-Komödie mit Mariele Millowitsch, Dietmar Bär und Rolf Zacher, die 2004 in die Kinos kommen soll - Arbeitstitel: "Lattenknaller". Die Geschichte spielt zwar in Dortmund, aber Regisseurin Sherry Hormann hatte als Kulisse ein herunter gekommenes Fußballstadion gesucht.

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