Bornheim und Alfter Charta für den Römerkanal beschlossen

ALFTER/BORNHEIM · Spektakuläre Überreste der römischen Eifelwasserleitung gibt es in Alfter nicht. Nur Gräben im Wald, die auf den Verlauf hinweisen. Doch auch die Gemeinde Alfter, deren Gebiet der Römerkanal einst kreuzte, ist nun aufgefordert, eine Ehrenerklärung zum Erhalt und Schutz dieses antiken Technikdenkmals zu unterzeichnen: die Römerkanal-Charta.

Das hat der Alfterer Gemeinderat gestern Abend befürwortet. Auch Bornheim wird sich den Zielen der Charta anschließen, wie der Stadtrat beschlossen hat.

Die Erklärung wurde auf Initiative eines Regionalbeirates innerhalb des Rheinbacher Vereins "Freundeskreis Römerkanal" erarbeitet. Die Charta soll von allen Städten und Gemeinden unterzeichnet werden, durch deren Gebiet der Römerkanal verlief. Er transportierte einst auf einer Strecke von 115 Kilometern Frischwasser von Nettersheim in der Eifel bis nach Köln.

Die Charta richtet sich also an die Städte Köln, Hürth, Brühl, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Euskirchen und Mechernich sowie an die Gemeinden Alfter, Swisttal, Kall und Nettersheim. Sie sollen den Römerkanal in ihrem Zuständigkeitsbereich, "im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten pflegen, schützen und alles ihnen Mögliche tun, um die Reste dieses großartigen Technikbaus für künftige Generationen zu erhalten".

Der Entwurf der Charta wurde von den Vertretern der beteiligten Städte und Kommunen im Regionalbeirat des Rheinbacher Vereins bereits gebilligt, die Unterzeichnung durch die Bürgermeister soll am 1. Juni in Euskirchen-Stotzheim erfolgen. Dann wird der neu beschilderte Wanderweg entlang des Römerkanals offiziell eröffnet.

Der führt auch durch Bornheim-Hemmerich, wo Teile der Friedhofsmauer aus dem Material des Römerkanals gebaut worden. Einen Eindruck davon, wie der Römerkanal einmal ausgesehen hat, kann man vor dem Bornheimer Rathaus bekommen, wo ein Stück des Kanals aufgebaut ist.

Warum der Römerkanal so schützenswert ist, erläutert unter anderem die Präambel der Charta. Darin heißt es: "Die römische Eifelwasserleitung ist der bedeutendste antike Technikbau Mitteleuropas. Noch heute geben die erhaltenen Bauelemente Zeugnis ab von großartigen und für die Zeit unübertrefflichen Leistungen der antiken Ingenieure im Rheinland."

Wie in kaum einem anderen Aquädukt im Imperium Romanum werde in der Kölner Eifelwasserleitung die Vielzahl der technischen Elemente, wie sie zum Betrieb einer Fernwasserleitung notwendig waren, offenkundig. Als ein "technisches Gesamtkunstwerk" sei es deshalb gerechtfertigt, den Römerkanal als technisches Erbe der Menschheit anzusprechen.

Der Römerkanal hatte eine Trassenlänge von 95,4 Kilometern, mit den Zuleitungen kam er auf rund 130 Kilometer. Aus fünf Quellgebieten im Kalkgebirge der Nordeifel, der Sötenicher Kalkmulde, ließen sich täglich 20 Millionen Liter Wasser für die Weiterleitung nach Köln gewinnen.

Dazu wurde ein begehbarer Steinkanal gebaut und das Gefälle der Geländegegebenheiten genutzt. Selbst die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas und das 50 Meter hohe Hindernis des Vorgebirgsrückens wurden so ohne künstliche Wassererhebung überwunden.

Der wasserführende Steinkanal hatte einen Querschnitt von 0,70 mal 1,35 Metern. Damit war er für Kontrollen begehbar. Außerdem sorgte dieses große Profil dafür, dass der Durchfluss trotz der unvermeidbaren Kalkablagerungen für mehrere Jahrhunderte ausgeschlossen war. Die Leitung bestand vom 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus. In nachrömischer Zeit wurde der Kanal vor allem im Mittealter als Steinbruch für Baumaterial genutzt.

Der Freundeskreis

Der Freundeskreis Römerkanal wurde Ende 2009 als gemeinnütziger Verein gegründet, um den größten römischen Technikbau nördlich der Alpen, die Eifelwasserleitung von Nettersheim nach Köln, in das Bewusstsein von breiten Kreisen der Bevölkerung zu bringen.

Des Weiteren setzt sich der Freundeskreis für den Erhalt dieses bedeutenden Technikdenkmals aus römischer Zeit ein und widmet sich der Pflege des Wissens um die Techniken des antiken Wasserleitungsbaus. Infos gibt es im Internet auf

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