Alte Weinbauschule in Ahrweiler Brache statt "Château de Luxe"
AHRWEILER · Sie könnte als Drehort für die N 24-Serie "Zukunft ohne Menschen" herhalten. Jedenfalls dann, wenn es mit der ehemaligen Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt (SLVA) an der Walporzheimer Straße so weitergeht wie bisher. Nichts ist mehr zu sehen von den einst säuberlich gegliederten Plantagen, Unkraut überwuchert alles, und an den leer stehenden Gebäuden nagt der Zahn der Zeit.
Das ist der Ist-Zustand. Dabei hat der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler den Bebauungsplan "Ehemalige Weinbauschule" bereits am Montag, 13. Februar, abgesegnet. Und damit wäre eigentlich der Weg frei gewesen für die heiße Phase des Prestigeobjekts "Château de Luxe" des Bad Neuenahrer Couturiers Alfredo Pauly. Für rund zehn Millionen Euro sollte die Luxusherberge in und an den historischen Gebäuden der alten Weinbauschule ab dem Sommer entstehen. Nichts ist passiert. Dabei hatte Pauly noch am Abend der Stadtratssitzung gesagt: "Die Bauanträge werden in den nächsten 14 Tagen eingereicht." Das gehe schnell, denn die Pläne seines General-Bauunternehmens, Küpper und Hoffmann aus Euskirchen, seien fertig. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", so Pauly damals. Die Akquise laufe bereits, und seine Mitinvestoren seien startklar.
Von Start kann aber wirklich nicht die Rede sein. Denn dazu müsste Pauly das Gelände für die vereinbarten und treuhänderisch hinterlegten 1,8 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz gekauft haben. Denn dem gehört die alte Weinbauschule, die nach dem Wegzug der SLVA verwaist ist.
Zuständig für die Vermarktung ist der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreung mit Sitz in Mainz. Dessen Sprecher, Markus Ramp, erklärte gestern auf Anfrage des General-Anzeigers: "Die Liegenschaft ist nach wie vor im Eigentum des Landesbetriebs LBB. Der Eigentumsübergang an den Käufer wird gemäß Kaufvertrag erfolgen, sobald die Baugenehmigung erteilt ist. Seit Ende Juni dieses Jahres liegt der rechtskräftige Bebauungsplan als wichtige Voraussetzung hierfür vor."
Ein Bauantrag ist jedoch bei den zuständigen Stellen im Kreis Ahrweiler noch nicht eingegangen. Und ohne Bauantrag gibt's keine Genehmigung, keinen Eintrag über den Eigentumswechsel im Grundbuch und erst recht keinen von Pauly noch für diesen Sommer angekündigten ersten Spatenstich. Er avisierte gestern allerdings den Bauantrag für in zwei bis drei Wochen. Zurzeit müsse er noch Baulasteintragungen von Nachbarn beibringen und das dauere halt: "Am liebsten würde ich daher die betreffenden Weinberge auch kaufen." Der Kreisstadt ist indes ziemlich gleichgültig, wer da baut. "Hauptsache es tut sich was", hatte Bürgermeister Guido Orthen schon vor Monaten gesagt.
Bis dahin dümpelt das Filetstück vor sich hin. Das Gelände verkommt, Büsche wuchern auf den Gehweg an der Walporzheimer Straße und gefährden Fußgänger. Das beklagt im Gespräch mit dem General-Anzeiger auch Anlieger Hans-Günter Faust: "Zudem ranken meterhoch Brombeersträucher auf die Nachbargrundstücke über.
Das darf so nicht sein." Bislang hatte der 62-Jährige, der seit 40 Jahren im öffentlichen Dienst ist, mit seiner entsprechenden Beschwerde im Rathaus der Kreisstadt keinen Erfolg. Das soll sich ändern: "Die zuständigen Stellen werden zum wiederholten Male aufgefordert, ihrer Straßenreinigungspflicht nachzukommen", sagte Stadtsprecher Karl Walkenbach nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt dem General-Anzeiger zu. Dazu gehöre dann auch das vorgeschriebene Schneiden der Hecken und im Winter auch die Schneeräumung auf der anliegenden Straße sowie das Bestreuen der Gehwege bei Glätte.
Auch das war von den Anwohnern bislang vermisst worden. Die LBB reagierte gestern, vom General-Anzeiger mit dem Umstand konfrontiert, prompt. Markus Ramp: "Wir sind als Eigentümer in der Verkehrssicherungspflicht. Daher werden wir in den kommenden Tagen den Grünschnitt durchführen."
