Bonner Römerhafen taucht aus dem Rhein auf

Käthe Laaß vermutet das Becken zwischen Augustusring und Wachsbleiche

Bonn. Wenn es um die Römer geht, lässt Käthe Laaß nichts anbrennen. Jahr für Jahr führt die 82-jährige Witwe aus dem Bonner Norden am "Tag des offenen Denkmals" eine Gruppe auf den Spuren der Römer durch ihr Viertel. Bei Wind und Wetter, sogar frisch operiert am Stock gehend. Ihr Kommentar: "Das lass'' ich mir nicht nehmen."

Als die Stadt Bonn ihre 2 000-jährige Geschichte hoch leben ließ, griff Käthe Laaß in die eigene Tasche und spendierte vier Bronze-Platten. Zur Erinnerung an die Ausdehnung an das Römerlager legte die Stadt die Gedenktafeln an den vier Eckpunkten in den Boden.

So nicht mit Käthe Laaß. Das Andenken römischer Legionen mit Füßen treten? Das konnte nicht sein. Die rüstige Dame ruhte nicht, bis Stadtarchivare und Straßenbauer ein Einsehen hatten. Um das Ansehen der Römer entsprechend zu würdigen, bekamen die eigens restaurierten Platten an Wänden und in Mauern ein gebührendes Plätzchen. Zum Beispiel an der Ecke Römerstraße/Rosental, wo das Südtor des Lagers stand, oder unten am Rheinufer, wo das Osttor lag.

Und nicht nur das. Denn dort, auf der Höhe zwischen Augustusring und Wachsbleiche, so ist sich Käthe Laaß ziemlich sicher, liegt der alte Hafen der Römer. Mit ihrer Überzeugung ist sie in guter Gesellschaft. Denn auch Historiker Michael Gechter hat den Standort so beschrieben und Art und Anlage des Hafens mit dem in Königswinter verglichen. Und genauso wie in Königswinter, wo beim aktuellen Niedrigwasser die Silhouette des Hafens wieder an die Oberfläche tritt ( der GA berichtete), ist auch der Bonner Römerhafen zu sehen.

Als 140 Meter breite und 500 Meter lange Mulde hat Gechter das Hafenbecken beschrieben, das zur Strommitte hin von einer zehn Meter breiten Steinmole begrenzt gewesen sein soll. Vermutlich sei das Becken wie auch seine zumeist aus Basalt bestehende Begrenzung im dritten Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts nach Christus gebaut worden, legt sich Gechter in der Datierung relativ exakt fest. Im Norden des Hafens lag die Einfahrt, eine weitere Parallele zu Königswinter.

Die Gemeinsamkeit endet dagegen bei der Nutzung. Von Königswinter aus transportierten die Römer Trachyt nach Köln und in andere nördlich gelegene Siedlungen. Was im Bonner Hafen umgeschlagen wurde, ist weit weniger verbürgt. Doch auch hier hilft schlichte Logik womöglich weiter. Und über die verfügt Käthe Laaß allemal: "Die haben ihre Truppe auf dem Wasserweg versorgt." Was heute nur sichtbar wird, wenn das Wasser weg ist.

Und dann fehlt den Bonnern das gewisse Etwas, das den Königswinterern die Aussicht auf ihren Römerhafen erst möglich macht: ein Drachenfels oder ein Petersberg als Aussichtsplattform, wie in Königswinter bei Bonn.

Quo vadis? Wo erstreckte sich das Lager? Wo ist der Hafen? Wie lebte die Legion? Käthe Laaß führt am Tag des offenen Denkmals, 14. September, auf den Spuren der Römer durch den Bonner Norden. Treffpunkt ist um 10 Uhr der Platz Am Johanneskreuz.

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