Bei der "Modernisierungsoffensive" nicht dabei

Veraltet, schmutzig, zu niedriger Bahnsteig: Der Zustand der Meckenheimer Station ist ein Ärgernis für Bahnkunden. Doch selbst eine preiswerte Lösung lehnt das Unternehmen zurzeit ab

Meckenheim. "Wenn wir unseren Besuch am Bahnhof abholen, dann gibt es immer spitze Bemerkungen, wo man denn hier gelandet sei", sagt Hartmut Köster. Der Stein des Anstoßes für die Gäste von auswärts: Der Meckenheimer Bahnhof sieht tatsächlich nicht sonderlich einladend und proper aus. Doch das ist für Köster noch nicht einmal das Schlimmste. Das ist der viel zu niedrige Bahnsteig für einen viel zu hohen Zug, ärgert sich der engagierte Meckenheimer. Und er hat auch einen Verbesserungsvorschlag: Durch Fertigelemente könnten die Bahnsteige erhöht werden, eine relativ preiswerte und schnell realisierbare Lösung. Doch zurzeit ist dies in der "Modernisierungsoffensive" der Bahn nicht vorgesehen.

Dass der derzeitige Zustand vor allem für ältere Personen, Reisende mit Gepäck oder Fahrrädern, Eltern mit Kinderwagen und Behinderte jedoch unzumutbar ist, kann man täglich beobachten: Nachdem die Bahn aus Rheinbach eingefahren ist, müht sich eine ältere Dame mit ihrem Koffer ab. "Wenn ich jünger wäre", sagt sie, "dann wäre der große Abstand zum Bahnsteig für mich kein Hindernis. Aber ich bin 66 Jahre alt und mit meinem schweren Gepäck ist das ein Problem."

Hartmut Köster ist überzeugt, mit den Fertigelementen, sowie der Verlegung der Bahnsteige um einige Meter und einer Rampe für Rollstuhlfahrer wäre vieles besser. Der vorhandene Gleisübergang könnte weiter genutzt werden, "und man muss keine teure Unterführung bauen." Diese Variante hat die Stadt bisher favorisiert: Bei einem Ideenwettbewerb siegte ein entsprechender Vorschlag, der auch die Renovierung des Bahnhofs einbezog. Im Jahre 2005 ist man davon offenbar weit entfernt.

Bei einer Ratssitzung brachte Köster sein Anliegen vor und fragte, wie es denn mit dem Bahnhof weitergehen solle. Bürgermeisterin Yvonne Kempen hatte erklärt, dass sie mehrfach bei der Deutschen Bahn nachgehakt habe und immer wieder vertröstet wurde. Dem GA wurde bei der Stadt auf Nachfrage gesagt, Meckenheim könne keine Informationen zum Bahnhof geben, da dies in den Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn fällt.

Die sieht in Meckenheim zur Zeit keinen Handlungsbedarf. "Es gibt eine so genannte 'Modernisierungsoffensive'", erklärt Torsten Nehring von der Deutschen Bahn AG. Die sei vom Land NRW, den Gemeinden, den Zweckverbänden, den Verkehrsverbänden sowie der Deutschen Bahn beschlossen worden. Sie sieht vor, Bahnstationen kleiner und mittlerer Größe bis 2008 zu modernisieren. Dazu gehört in der Regel, die Bahnsteige auf eine Höhe von 76 Zentimeter anzuheben und die Stationen mit "mobilitätsgerechter Einrichtung" auszustatten. "Klar, das man sich dabei zuerst die größeren Bahnhöfe vornimmt", sagt Nehring.

Vor allem mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006. Hier hätten wichtige Bahnhöfe, wie Dortmund-Westfalenhalle, Vorrang. "Die Station Meckenheim wurde dagegen bisher nicht als dringlich zu modernisieren eingestuft." Auch von der "Billigvariante", das heißt mit Fertigelementen die Situation kurzfristig zu verbessern, sieht die Deutsche Bahn ab. Der Grund: Erfahrungen wie in Solingen-Ohligs. Durch den harten Winter seien hier die Fertigelemente stark beschädigt worden und mussten rundum erneuert werden, so Nehring.

Ob die Meckenheimer hoffen können, dass ihr Bahnhof wenigstens im zweiten Modernisierungsschub an die Reihe kommt, ist fraglich: Bei der Bahn wollte man auf Anfrage keinen Zeitpunkt nennen. Gleichwohl rät der Sprecher dazu, den dringenden Modernisierungsbedarf von Seiten der Stadt immer wieder deutlich zu machen.

Denn bis Fördergelder bewilligt und die Planungsphase abgeschlossen sei, könnten wieder einige Jahre ins Land gehen. Da die Stadt und auch private Investoren offenbar nicht als Finanziers infrage kommen, müssen die Meckenheimer wohl oder übel mit dem gegenwärtigen Zustand leben und warten bis sie irgendwann einmal dran sind.

Und so schlimm ist das eigentlich auch nicht, meint Torsten Nehring: Es gebe doch immer hilfsbereite Mitmenschen: "Ich habe mir selbst für das Bahnfahren eine Aktentasche mit Schulterriemen gekauft. So kann ich mit anpacken, wenn eine Mutter mit Kinderwagen Hilfe beim Aussteigen benötigt."

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