Auch die Wildschweine schätzen den Unkeler Wein

Am Stux baut Winzer Bruno Krupp eine neue Rieslingssorte an - Familie Schwarzkittel bevorzugt den süffigen Müller Thurgau - Pro Jahr sollen die Reben 7 000 Liter Wein erbringen

Unkel. Am Fuß des Unkeler Weinbergs Stux wird es in Zukunft noch grüner. Der Nebenerwerbswinzer Bruno Krupp aus Bruchhausen hat am Ostersamstag auf einem Stück nahe der Heisterer Ley, das er vor sieben Jahren von Albert Braun erworben hatte, 150 neue Riesling-Rebstöcke gesetzt.

Tief fährt die Hacke am frühen Morgen in den zunächst nur sanft ansteigenden Boden. Bruno Krupp hebt in unmittelbarer Nähe des Pfahls, der später den jungen Reben Halt geben soll, ein etwa 35 Zentimeter tiefes Pflanzloch aus. Trotz der frischen Brise eine schweißtreibende Arbeit, bei der ihn Sohn Oliver und Hobby-Weinbauer Bernhard Gelderblom tatkräftig unterstützen.

"Der Boden ist Gott sein Dank ja nicht besonders steinig. Die großen Brocken, die hier verstreut herum liegen, sind alle von dem Felsen herunter gekommen", berichtet Krupp. Der Schiefer-Verwitterungsboden sei ideal für Riesling, der in der Südwestlage hervorragend gedeihe.

Schon der Vorbesitzer habe hier diese Rebsorte angebaut, aber die Stöcke seien doch zu alt gewesen, um sie zu erhalten. Ersetzt werden sie nun durch die "Pfropfreben Börner" auf reblausresistenten Unterlagen, die in großen Körben bereit stehen. "Wir haben den Weinberg, der sechs Jahre brach lag, im Vorjahr mit Luzernen begrünt und im zeitigen Frühjahr das Stück umgegraben", berichtet Krupp, während seine Helfer die ersten Weinreben im Abstand von nur einem Meter pflanzen.

Die Stöcke können so eng stehen, weil die Reben nur noch in einem statt, wie früher üblich, in zwei Bögen gezogen werden. "Dadurch können die Mineralstoffe von den Wurzeln aus besser in die Trauben transportiert werden, was sich positiv auf die Qualität des Weins auswirkt. Und wenn man auf die nicht achtet, braucht man gar nicht erst mit dem Weinbau anzufangen", erklärt Krupp.

Und er muss es wissen. Bereits 1978 hat er als Hobbywinzer oberhalb von Scheuren auf einem sechs Ar großen Hang begonnen, Wein anzubauen. Dort ackert mittlerweile Siegfried Jagau, während Krupp "ins Tal" gezogen ist.

Dort hat er Weinberge übernommen, die von den Winzern Heinrich Hess und Otto Roos abgegeben wurden. Vor zwei Jahren dann ist auch das Stück von Otto Mürl unmittelbar an der B 42 neben der Einmündung der L 252 hinzugekommen, auf dem Krupp die "Trendsorte" Weißburgunder anbaut. "Mit dem neuen Stück hier am Stux hat sich unsere Anbaufläche auf insgesamt eineinhalb Hektar vergrößert, so dass wir pro Jahr im Schnitt mit 7 000 Liter Wein rechnen können", berichtet der Bruchhausener.

Wenn die Wildschweine nicht zu sehr in den Weinbergen aasen. Die Schwarzkittel fallen im frühen Herbst von der Heisterer Ley aus in die Weinberge ein. "Und die wissen genau, dass zunächst der Müller Thurgau schmeckt und dann erst der Riesling", klagt Krupp.

Zusammen mit Obstbauer Knut von Wülfing und der Jagdgenossenschaft werde er im Sommer entsprechende Schutzmaßnahmen für die Felder und Weinberge in Angriff nehmen. "Gekeltert und ausgebaut wird der Wein bei uns oben in Bruchhausen", erzählt Krupp, der neben den genannten Weißweinsorten als Rote auch Spätburgunder, Portugieser sowie an der B 42 Dornfelder anbaut.

Bei der "Weinproduktion" kann der Nebenerwerbswinzer auf die fachkundige Hilfe seines Sohnes bauen. Der hatte vor 14 Jahren in Weisenheim begonnen, das "Handwerk" des Winzers von der Pike auf zu lernen und arbeitet seit Abschluss seines Studiums im Bad Hönninger Weingut Scheidgen. "Wir arbeiten heute mit einem ausgewogenen Mix aus alten und jungen Weinstöcken, während man noch vor einigen Jahren in wesentlich kürzeren Abständen die Reben erneuert hat", berichtet Krupp.

So stünden auf dem zehn Ar großen Stück, das er von Hess übernommen habe, noch alte Rieslingstöcke, die mit ihrem dichten und tiefreichenden Wurzelwerk viel mehr Mineralstoffe aus dem Boden holen könnten als junge Weinstöcke. "Bis der gerade gepflanzte Riesling Trauben für eine erste, kleine Ernte hervor bringt, werden wir aber sicherlich noch drei Jahre warten müssen", übt sich der Winzer in Geduld.

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