Flugplatz Eudenbach Angehende Hubschrauberpiloten im Polizeidienst starten zu Übungsflügen

EUDENBACH · Den praktischen Unterricht für Berufshubschrauberpiloten im Polizeidienst absolvieren die Teilnehmer des Lehrgangs in Eudenbach. Einen Hubschrauber zu steuern ist die anspruchsvollste Art zu fliegen.

Der Colibri schwebt nur wenige Meter über dem Boden und macht dabei mächtig Wind. Eine ganze Weile hält er diese Lauerstellung, dann erhebt er sich lautstark wieder in die Lüfte. Mit bis zu sechseinhalb Metern pro Sekunde steigt der dunkelblaue Vogel senkrecht auf in den Himmel.

Einmal einen solchen Hubschrauber wie den Eurocopter 120, auch Colibri genannt, fliegen zu können, war für Pascal Schips und Christian Partholl immer schon ein großer Traum. Dafür drückten die beiden ausgebildeten Polizeibeamten jetzt wieder die Schulbank. Bei der Luftfahrerschule für den Polizeidienst in Sankt Augustin absolvieren sie seit November den zweieinhalbjährigen Lehrgang zum Berufshubschrauberpiloten. Der praktische Unterricht findet dabei auch auf dem Flugplatz in Eudenbach statt.

Bereits beim Auswahlverfahren müssen die Kandidaten ihre fliegerische Veranlagung unter Beweis stellen. Bei einem Probeflug sollen sie selbst kurz versuchen, den Hubschrauber im Schwebeflug halten. Eine Erfahrung, die keiner je vergisst. "Das hat ganz schön geschaukelt", erinnert sich Partholl, der in seiner bayerischen Heimat ehrenamtlich bei der Bergrettung arbeitet. Sein Ziel: "Den Rettungshubschrauber irgendwann auch selber zu fliegen."

Einen Hubschrauber zu steuern ist die anspruchsvollste Art zu fliegen überhaupt. Der Pilot muss drei Steuerungselemente, die voneinander abhängig sind, gleichzeitig bedienen, "dazu muss man nebenher Checks machen, den Funk bedienen und navigieren", zählt Schips auf. Kein Wunder, dass man da am Anfang "kein Land mehr sieht".

"Es ist, als ob man versucht, auf einem Barhocker mit nur einem Bein zu sitzen", erläutert Schulungsleiter Michael Marx. Man muss erst ein Gefühl dafür entwickeln, wie der Hubschrauber reagiert, ähnlich wie beim Radfahren: "Der Mensch hat nun mal kein Sinnesorgan, das einem sagt, ob das Fahrrad nun kippt oder nicht, das muss man spüren. Genauso ist es beim Hubschrauberfliegen: Man muss vom Hosenboden aus merken, was die Maschine will."

Im ersten Teil der Ausbildung geht es darum, dieses Gefühl zu entwickeln. In Eudenbach üben die Flugschüler Starts und Landungen, fliegen horizontal oder ziehen Kurven. Später soll das eigentliche Fliegen Nebensache sein für die Piloten, die dann vielleicht einen Hubschrauber durch die Nacht steuern müssen, um ein vermisstes Kind zu finden. Marx: "Was wir brauchen, ist sozusagen ein Briefträger, der freihändig fahren kann und dabei rechts und links die Zeitung in den Briefkasten wirft."

Bundespolizei-Flugdienst

Der Hubschrauber gilt als eines der wichtigsten Einsatzmittel der Polizei. Die Flotte der Bundespolizei ist die größte in Europa. Sie verfügt über 65 Hubschrauber in fünf Fliegerstaffeln, 16 orangefarbene Zivilschutzhubschrauber sowie sechs Schulungshelikopter. Die Ausbildung erfolgt ausschließlich an der Luftfahrerschule der Bundespolizei in Hangelar, die 2007 zu einer gemeinsamen Schule der Polizeien des Bundes und der Länder fortentwickelt wurde.

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