Lukas Beikircher dirigiert "Adriana Lecouvreur" an Bonner Oper

Vom Stehplatz ans Dirigentenpult - Neffe des Kabarettisten Konrad Beikircher - Schon in Jugendjahren von Opernmusik fasziniert

Lukas Beikircher dirigiert "Adriana Lecouvreur" an Bonner Oper
Foto: Thilo Beu

Bonn. Mit drei Freunden im Auto nach Wien, vor der Staatsoper auf der Iso-Matte nächtigen, um morgens einen Stehplatz zu ergattern, und abends dann traumhaft schöne Stimmen genießen: Das war eine beliebte Freizeitbeschäftigung von Lukas Beikircher.

Und wenn es mit Wien nicht klappte, war er Stammgast in der Oper seiner Heimatstadt München - Stehplatz in der Galerie. "Man hört fabelhaft da oben - ich höre sowieso im Stehen am besten." Für einen Dirigenten nicht die schlechteste Voraussetzung. Doch nicht deswegen zog es Beikircher ans Pult, sondern aus Liebe zur Oper, die den 1970 Geborenen schon als Jugendlichen fasziniert hat und die er zum Teil seinen opernbegeisterten Eltern verdankt.

Während sich Altersgenossen mit Popklängen vergnügten, "habe ich bald jeden zweiten Abend Oper gehört." Am Freitag, 31. September, steht Beikircher, übrigens ein Neffe des Kabarettisten Konrad Beikircher, in der Bonner am Pult. Gegeben wird eine Aufführung von Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur". Das Eifersuchtsdrama mit tödlichem Ausgang wird konzertant aufgeführt und markiert für Bonn den Beginn einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesem Genre.

Künftig soll in jeder Spielzeit ein Werk regie- und kulissenfrei geboten werden, nicht etwa als Folge von Sparmaßnahmen, sondern "zusätzlich", wie Pressesprecherin Eva Schmidt betont. In konzertanten Aufführungen steht die Musik und natürlich der Gesang im Mittelpunkt - was Lukas Beikircher, derzeit Erster Kapellmeister in Darmstadt, durchaus entgegenkommt. Zumindest im italienischen Fach gilt für ihn "Prima la voce". Gesang sei einfach das, "was die menschliche Seele am tiefsten berührt".

Ein Wunder, das Beikircher immer wieder fasziniert, auch in "Adriana Lecouvreur", die im September Premiere hatte: "Da geht man einfach hinein - und es wirkt." Nicht zuletzt wegen vieler "sehr, sehr schöner Arien" mit Wunschkonzertqualitäten. "Die Zuhörer werden einige wiedererkennen, von denen sie gar nicht wissen, dass die aus diesem Stück stammen." Das Libretto der 1902 uraufgeführten Oper beruht auf einem dramatischen Schauspiel von Eugène Scribe und Ernest Legouvé.

Es erzählt Episoden aus dem Leben der historischen Adrienne Lecouvreur, die im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts die führende Schauspielerin ihrer Zeit war. Librettist Arturo Colautti schuf daraus eine Art Kriminalerzählung, in deren Mittelpunkt der Kampf zweier Frauen um die Liebe eines Mannes steht. "Sopran und Mezzo lieben Tenor", fasst Beikircher mit einem schalkhaften Lachen die Handlung zusammen. Sopran - das ist Adriana Lecouvreur (gesungen von Irina Okrina), als Mezzosopran tritt ihre Gegenspielerin, die Fürstin von Bouillon (Daniela Denschlag) in Erscheinung, die Tenorpartie des Grafen Maurizio übernimmt George Oniani.

Lukas Beikircher studierte zunächst Klavier am Münchner Konservatorium. Doch eine Solokarriere hatte er nie im Auge: "Das Pianistendasein ist mir zu einsam." Sein Dirigierstudium beendete er an der Hochschule für Musik in Dresden. 1999 wurde er Korrepetitor in Braunschweig, war von 2001 bis 2003 "music director" in Lodz, und bis 2005 "principal conductor" der niederländischen "Stichting internationale operaproductions". Was ist für ihn entscheidend am Pult? "Nicht auf Sicherheit dirigieren - dann fehlt die Spannung."

Die nächste Aufführung: Freitag, 31. Oktober, 19.30 Uhr.

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