Anima Eterna in Brühl Startklar am Fortepiano

Brühl · Fast schon ein wenig reserviert mutete der Auftritt von Jos van Immerseel im Treppenhaus von Schloss Augustusburg an. Das Publikum würdigte er keines Blickes, stattdessen schritt er zusammen mit den Musikern seines Orchesters Anima Eterna direkt zum Fortepiano und machte sich startklar. Was danach folgte war allerdings alles andere als reserviert.

Passend zum Konzertmotto "Sturm und Drang" eröffnete man den Abend mit zwei der insgesamt sechs Streichersinfonien Carl Philipp Emanuel Bachs, in denen sich dieser auf Weisung ihres Auftraggebers, des musikliebenden Barons Gottfried van Swieten, in musikalischer Hinsicht nach Herzenslust austoben konnte.

Der musikalische Einfallsreichtum war in er Tat bemerkenswert, selbst wenn man Haydnsche Maßstäbe anlegt. Bach hat in den jeweils dreisätzigen Werken aus dem Vollen geschöpft, was Anima Eterna auch gebührend auskostete.

Dynamische und formale Kontraste gibt es hier zuhauf, die musikalische Syntax wird des Öfteren bis an die Grenzen des damaligen Zeitgeschmacks ausgelotet. All dies wurde von Anima Eterna vorbildlich dargeboten, so dass Bachs einfallsreiche Sinfonien weit mehr als nur Gemütsergötzungen für Kenner waren.

Mit Wolfgang Amadeus Mozarts C-Dur-Konzert (KV 246) zeigte sich Jos van Immerseel als versierter Solist, obschon er bei weitem nicht den nuancenreichen Tiefgang erreichte, den Andreas Staier am Vorabend an den Tag gelegt hatte. Van Immerseels solides Spiel wirkte zwar nicht weniger virtuos und musikantisch, aber auch ein wenig holzschnittartiger und oberflächlicher.

Mit gemächlicher Eleganz nahm man den Kopfsatz, allein im Finale schien man sich passagenweise eher durchzuwurschteln als einem musikalischen Konzept zu folgen. Das lag dann der Interpretation von Haydns D-Dur Sinfonie (Hob 1:57) schon her zu Grunde. Hier zeigten sich das Orchester und van Immerseel wieder von ihrer besten, sprich von ihrer "Sturm und Drang"-Seite.

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