Auftritt in Endenich Stan Webb's Chicken Shack in der Harmonie

Endenich · Nach sieben Jahren kommt Stan Webb wieder nach Bonn. In einem Zeitraum, in dem sich andere seines Alters - er ist 66 - deutlich verändern, ist er der gleiche geblieben.

 Stan Webbs Stimme wird mit dem Alter immer besser.

Stan Webbs Stimme wird mit dem Alter immer besser.

Foto: pr

Weißes, übergroßes T-Shirt, hellblaue Jeans, längeres graues Haar, frisches Gesicht. An seiner Seite die goldene Gibson. Davon hat er zwei. Seit Jahrzehnten hat er sie nicht gewechselt. "Warum soll ich sie wechseln, wenn ich mich einmal an sie gewöhnt habe?" erklärt er. Warum auch.

Das Line-Up seines Hühnerhaufens ("Chicken Shack") ist ebenfalls über Jahre stabil geblieben. Jim Rudge zupft unaufgeregt seine Basslinien, Gary Davies bedient wie immer uneigennützig, fast unauffällig, aber sehr wirkungsvoll die Rhythmusgitarre. Mick Jones an den Drums gibt entspannt den Groove vor.

Beständigkeit ist für Stan Webb eine Errungenschaft, die er seinem Leben abringen musste. Es gab Phasen in seiner Karriere, in denen er seine Bandmitglieder wechselte wie andere Leute ihre Kleidungsstücke. Erst mit seinem Schweizer Manager Markus Gygax kam er in die Spur. Als dieser vor vier Jahren starb, fiel Stan in ein Loch. Er hat jetzt wieder einen Manager. Es gibt Auftritte. Endlich. Er genießt sie.

Sein "gut, wieder zurück zu sein!" ist keine Floskel. Schon beim zweiten Stück, dem B.B.King-Cover "The Thrill Is Gone", weiß man, was diesen Mann auszeichnet. Wie nur wenige kann er den Stücken einen ganz eigenen, unverwechselbaren Sound geben, der geschmeidig zwischen gefühlvoll leisen und brachial lauten Passagen wechselt. Anfänglich merkt man seinem Gitarrenspiel die lang erzwungene Bühnenenthaltsamkeit an. Seine Licks flossen ihm schon leichter von der Hand. Aber bei "Sweetest Little Thing", das er über 17 Minuten ausspielt, ist Stan ganz bei sich. Wie ein Tornado rast er am Ende über das Griffbrett. Kraft und Energie bündeln sich zu einem eruptiven Ereignis.

Und dann ist da seine Stimme, die mit dem Alter immer besser wird. In frühen Jahren eher ein Krähen denn ein Singen, ist sie jetzt zu einem Instrument geworden. Er kann sie sonor wie Johnny Cash klingen lassen oder bis an die Schmerzgrenze hochschrauben. Stan Webb ist im besten Rentenalter und fit wie in seinen Fünfzigern.

Er kann die nächsten Jahre gelassen angehen. Er wird wiederkommen. "Versprochen" - sagt er. Mann kann sich darauf freuen. So einen wie ihn gibt es selten.

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