Sakrale Einfachheit und wilde Energie

"The Seven Saints" aus Bulgarien im Forum der Bonner Bundeskunsthalle

Bonn. Möchte man am Auftritt des ausgezeichneten bulgarischen Vokal-Ensembles "The Seven Saints" im Forum der Bundeskunsthalle Kritik üben, fällt einem eigentlich nur ein Punkt ein: Es erscheint dramaturgisch nicht besonders geschickt, mit dem eigentlichen Höhepunkt eines Konzerts zu beginnen, und der ist im Fall der im Rahmen der Thraker-Ausstellung gastierenden Sänger nicht weniger als eine Welt-Uraufführung.

Das Stück "Orphische Mysterien" des wie das Ensemble aus Bulgarien stammenden Komponisten Georgi Arnaudov erblickt an diesem Sonntag-Nachmittag das akustische Licht der Welt und - auch das hat vielleicht etwas mit unbegründeter Bescheidenheit zu tun - diese Tatsache wird noch nicht einmal im Programmheft vermerkt.

Dabei weiß die Komposition Georgi Arnaudovs durchaus zu begeistern. Nach dem schwermütigen, zweistimmig von Bass und Bariton gesungenen und von Glocken eindrucksvoll begleiteten Beginn "Gebet an alle Götter I" wird einerseits das Stimmenrepertoire, andererseits das Instrumentarium mit Harfe, Aulos, einer Art Flöte, und Trommeln aufgestockt, um im vorletzten Satz, der "Hymne an Dionysus", ganz im Sinne des Angebeteten, in expressiver, lauter Wildheit aufzugehen.

Dabei bewegt sich die halbstündige Komposition in einem Klangkosmos zwischen der sakralen Einfachheit früher Kirchenmusik und der archaischen Energie mittelalterlicher Perkussion.

Mag man die an Mönchsroben angelehnten Gewänder der Musiker vielleicht auch ein wenig kitschig finden, im atmosphärisch leicht unterkühlten Saal der Kunst- und Ausstellungshalle ist das Schaffen einer besonderen Stimmung ein absolut willkommenes Bemühen.

Zumal die musikalische Leistung der Aufführenden tadellos ist: Dirigent Dimitar Grigorov führt sein stimmlich wie technisch hochklassiges Ensemble straff, wobei er die nötige Übersicht behält, nicht unnötig durch ruhige Momente der Komposition zu eilen.

Dementsprechend gelungen auch die zweite Hälfte, eine feine Auswahl an Werken von Komponisten des osteuropäischen Raumes wie Peter Ilitsch Tschaikowsky und Igor Strawinsky, inklusive zweier guter Solodarbietungen von Bistra Petrova und Stanislaw Kirov.

Im Schatten des übermächtigen, soeben zuende gegangenen Beethovenfestes verbarg sich hier ein kleines, dafür umso strahlenderes Juwel klassischer Vokalmusik.

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