"Römerhafen" aus Denkmalliste streichen

Winfried Leischner stellt sein neues Buch "Siebengebirge - das riesige Biotop am Rhein" vor - Autor informiert auch für Laien verständlich über die Entstehungsgeschichte - Munition für den Gelehrtenstreit

Königswinter. Am Gestein des Siebengebirges muss sich niemand mehr die Zähne ausbeißen. Im übertragenen Sinne, versteht sich. Wer wissen möchte, warum in dieser Region nebeneinander stehende Berge unterschiedliches Gestein aufweisen, warum es hier reichlich Trachyttuff gibt oder warum etwa die verschiedenen Arten von vulkanischen Locker- und Festgesteinen existieren, bekommt nun in einem neuen Buch Aufklärung.

Fachgerecht, aber dennoch verständlich für Otto Normalverbraucher hat der Diplom-Geologe Winfried Leischner derartige Fragen beantwortet. Alles rund um das Geotop Siebengebirge ist in seinem 76 Seiten starken Buch zu erfahren. Abbildungen und Skizzen verdeutlichen das geschriebene Wort. Ein umfangreiches Glossar und eine Zeittafel erleichtern auch dem Unkundigen die Lektüre.

"Diese mit erheblicher Mühe und großem Sachverstand erstellte geo-wissenschaftliche Studie schließt eine Lücke in den Betrachtungen über die Entstehung unserer Heimat", bemerkte Heinrich Blumenthal, der Vorsitzende des Heimatvereins Siebengebirge, bei der Vorstellung des Werkes in der Vorburg von Schloss Drachenburg anerkennend. "Minutiös zeigt Winfried Leischner auf, wann, warum und aufgrund welcher vulkanischen oder geo-chemischen Prozesse das Inventar dieses Geotops entstanden ist."

Dass das Siebengebirge Ergebnis vulkanischer Tätigkeit vor langer Zeit ist, dass in Steinbrüchen Trachyt-, Latit- und Basaltgestein gewonnen wurde, ist hinlänglich bekannt. Aber Winfried Leischner "bohrte" noch tiefer und legte nun diese umfassende erdgeschichtliche Dokumentation zur Entstehung und Überformung des Siebengebirges sowie zu seinen Naturbausteinen und Lagerstätten vor.

Es ist bereits sein drittes Buch über Geologie; auch "Das Felsenmeer vom Drachenfels" schrieb der früher als Sachverständige tätige Geologe, dessen Rat beispielsweise auch beim Bau der B 42 und bei der ICE-Trasse gefragt war. Zur Vorstellung des Heftes hatten sich im Museum der NRW-Naturschutz-Stiftung die Vertreter der Heimatvereine von Königswinter, Ober-, Niederdollendorf, Römlinghoven und Heisterbacherrott versammelt, die das Buch als Gemeinschaftsausgabe herausgaben.

Leischner informiert aber nicht nur über das alttertiäre, fünfzig Millionen Jahre alte Störungssystem im Siebengebirge, über basaltische Magmen mit Temperaturen über 1 200 Grad, über Trachyttuff-Eruptionen vor 28 und 25 Millionen Jahren oder über jungtertiäre Überflutungen.

Der 74-jährige Bonner liefert mit seinem Buch dem Heimatverein Siebengebirge auch Munition für die Auseinandersetzung um den Römerhafen. In seinem Vortrag erläuterte Leischner, warum es keinen Römerhafen unterhalb des Drachenfels' gegeben haben könne. Dessen Existenz verneint bekanntlich auch der Heimatverein, was in der Vergangenheit zu einem "Gelehrtenstreit" führte.

Als vor 21 Jahren der Eintrag als Bodendenkmal erfolgte, hätten die historischen Karten von Wiebeking 1796 und von Dechen 1850 nicht vorgelegen. Außerdem sei der zur Römerzeit um mehrere Meter höhere Rheinwasserstand nicht berücksichtigt worden. Zudem hätten die erdgeschichtlichen Erkenntnisse der Felsblockbewegungen bis zum Rheinufer noch nicht vermutet werden können.

Der Buchautor, der selbst Mitglied im Heimatverein Siebengebirge ist, beantragte zwischenzeitlich bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Königswinter, auch im Auftrag des Vereinsvorsitzenden, das Löschen des Denkmaleintrags, da die Voraussetzungen dafür nicht mehr vorlägen.

Auch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege sei informiert worden. Die Stadt hat das Schreiben an die Bezirksregierung weitergeleitet, die sich gemeinsam mit dem Rheinischen Amt der Sache annehmen soll.

Das Buch "Siebengebirge - das riesige Geotop am Rhein" ist im Rheinlandia-Verlag, ISBN 3-938535-16-4, erschienen und kostet 9,80 Euro.

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