Neue Kunst im ehemaligen Supermarkt

Galerie Collektiv Artattack an der Graurheindorfer Straße in Bonn eröffnet

Neue Kunst im ehemaligen Supermarkt
Foto: Franz Fischer

Bonn. Hinter der langen Glasscheibenfront eines einstigen Supermarktes frohlockt eine weitläufige Kunstlandschaft. Hochspannung und Aufbruchseuphorie sind angesagt bei einem bislang unbekannten Team, das mit allerhand forschen Kunstpositionen neugierig macht.

Risikobereitschaft, Leben in fremden Landen, Entdeckungstouren, Leidenschaft und Abenteuerlust vereint ein Dreigespann, das sich den programmatischen Beinamen "collektivArtAttack" zugelegt hat. Mit "Bombart", "Attackart" bezeichnete Initiator Marius Szoltysek bereits ein Kölner Open Air-Projekt, das jetzt im Keller des neuen Kunstdomizils in der Graurheindorfer Straße präsentiert wird.

Die Prozession von Vogelscheuchen-ähnlichen "Kartoffelsackleichen" ist eine künstlerische Demonstration, die wider Missstände in Gefängnisanstalten (Guatanamo), gegen imperialistische Machenschaften und überhaupt gegen Misshandlungen rebelliert. Als Hintergrundkulisse fungiert eine unter die Haut gehende Filmreportage, die Kollege Vaago Weiland während seines Aufenthaltes in Kabul gedreht hat.

"Schnitt-Stelle Verflechtung" gründet auf einem anspruchsvollen Konzept, das einen "interdisziplinären, interkulturellen und internationalen Dialog ohne Ende" (Weiland) anzetteln möchte. Was an Interaktion, Berührungspunkten und Parallelen zwischen dem Maler Szoltysek, der Grafikerin Ulla Hieronymi-Pinnock und dem Bildhauer, Foto- und Videokünstler Weiland aufflackert, verdeutlicht diese Zielsetzung.

Intensive Auseinandersetzung mit der spanischen Stierkampftradition münzt der 1988 als "Bester Bildhauer NRW" gekürte Hochschullehrer Weiland aktuell um in Gesellschaftsskizzen. Ein kreisrundes Lager von kuriosen Stierköpfen mit nach innen verdrehten Hörnern spiegelt etwa "persönliche wie globale" Interessenkonflikte und andere, "ewige Reibungspunkte".

Humoristisch gefärbte Materialspiele und Rückverweise auf eine steinbildhauerische Vergangenheit finden ihre Fortsetzung in mannshohen "Kulturwächtern" (Holz, Bitumen) und in Objekten (Stein, Stahl, Draht), deren Design einerseits schale Dekorationsmoden (Windspiel, Perpetuum mobile) parodiert und andererseits Vorstellungen von Kettenreaktionen und unabänderlichen Verstrickungen projiziert.

Gattungssprengend ist der Ansatz des 1974 in Kattowitz geborenen Hochschulabsolventen (Wuppertal, Barcelona) Szoltysek. Jazz inspiriert seine Abstraktionen voller Farbgewitter und Phantasmagorien, Stille und dynamischem Eklat. Der poetische, allerdings durch Nägel und Strickwerke konterkarierte Zauber der Arbeit "Vier Jahreszeiten" schlägt die Brücke zu den stillen Bildinspirationen der von Illustration, Design und Grafik her kommenden Kollegin.

Die Eröffnung der Collektiv Artattack, Galerie, Graurheindorferstraße 34, findet am Samstag, 14. April, 19.30 Uhr statt. Ausstellung "Schnitt-Stelle Verflechtung"; bis 8. Juni. Di, Do 14-18, Sa 12-16 Uhr.

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