Kino im Kopf

Thriller-Autor Wolfgang Kaes hat bei seiner Lesung im Saal Lichtenberg erneut ein Heimspiel

 "Die Leser achten stark auf Logik": Buchautor Wolfgang Kaes in Heisterbacherrott.

"Die Leser achten stark auf Logik": Buchautor Wolfgang Kaes in Heisterbacherrott.

Foto: Frank Homann

Heisterbacherrott.(mel) Pink Floyd sozusagen als Vorgruppe zu haben, erlebt der Autor Wolfgang Kaes auch nicht alle Tage. Das sehnsüchtige "Wish you were here", vorgetragen von Veranstalter Norbert Seeger vom Heisterbacherrotter "Buchladen" und Markus Farnschläder mit der Akustikgitarre, wurde sogleich erhört. Kaes, Autor des gerade erschienenen Thrillers "Bitter Lemon" und Ressortleiter der Regionalredaktion des General-Anzeigers, kam zum zweiten Mal innerhalb von dreieinhalb Jahren in den Saal Lichtenberg.

Und hatte dort wiederum ein echtes Heimspiel. Fast 100 Zuhörer waren gekommen - Kaes ("Ein tolles Publikum") gelang es zum zweiten Mal, für ein volles Haus zu sorgen. Mancher Dauergast erinnerte sich wohl daran, dass der Krimi-Autor bei seinem ersten Auftritt nicht nur spannend vorgelesen, sondern auch viele Fragen zu den Hintergründen seines Buches beantwortet hatte.

Auch dieses Mal stellte das Publikum Kaes zahlreiche Fragen. Etwa zu seinem Wechsel von Rowohlt zu Bertelsmann ("Dem Verlag fehlte ein deutscher Autor in diesem Genre") und vom Taschenbuch zum Hardcover. Oder zu seiner Arbeitstechnik. "Ich brauche für ein Buch zwei Jahre, ein Jahr Recherche und ein Jahr Schreiben. Die Recherchearbeiten an meinem nächsten Buch sind fast abgeschlossen", erzählte der Autor.

Für "Bitter Lemon" hat sich Kaes intensiv mit dem organisierten Menschenhandel auseinandergesetzt. Er selbst spricht nur von Sklavenhandel. "In Moldawien, unmittelbar hinter der neuen Ostgrenze der EU, kann man eine Frau als Sklavin für den Preis eines gebrauchten Lada kaufen", so der Autor. In seinen fünf Romanen bewegt er sich stets ganz nah an der Realität, achtet auf Glaubwürdigkeit. "Die Leser dieses Genres achten sehr stark auf Logik."

Die passenden Gesichter zu seinen Romanen entdeckt er schon mal in einem Straßencafé, die Schauplätze fotografiert er gelegentlich, um sie beim späteren Schreiben vor Augen zu haben. Dann läuft gewissermaßen ein Kino im Kopf ab. Von einem Zuhörer nach seinem moralischen Anspruch gefragt, wollte sich Kaes nicht festlegen, doch seine Empörung über die Langsamkeit der Politik, auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu reagieren, wird deutlich.

Neben der Spannung geht es ihm immer auch um Aufklärung. "Mein Wunsch ist, dass die Leser das Buch zuklappen und das Gefühl haben, einen kleinen Ausschnitt der Welt jetzt besser zu verstehen."

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