Horst Evers weiß, was "gefühltes Wissen" ist

Großes Kino für Freunde des Absurden im Bonner Pantheon

Bonn. Was tun, wenn einem vorm Baumarkt die gerade erst erstandene Küchen-Arbeitsplatte geklaut wird? Horst Evers weiß Rat. Klar, erst einmal den Dieb verfolgen. Wenn man ihn dann eingeholt hat - nicht sofort stellen.

Wenn er sich nämlich in die Richtung bewegt, in die man ohnehin will, sollte man ihn einfach noch ein Stückchen laufen lassen. Eine günstigere Gelegenheit, die Platte nach Hause zu befördern, gibt es schließlich nicht. Sagt Herr Evers, der die Rechnung nur leider ohne den Dieb gemacht hat.

Wenn der gehetzte Delinquent unter der Last zusammenbricht, dann helfen auch keine Teilchen und kein Kakao, um ihn wieder aufzupäppeln, dumm gelaufen für Herrn Evers. Aber ein Glücksfall für das Kabarett, denn Horst Evers ist ein meisterlicher Erzähler .

Im Pantheon gastiert er mit seinem Programm "Gefühltes Wissen", das er seit 2004 mit neuen Texten weiterentwickelt hat. Da erfahren wir, warum sein "Kräutergarten für Zuhause" trotz Profi-Samen, Profi-Erde und Profi-Beleuchtung jämmerlich zum Scheitern verurteilt ist, da werden wir Zeuge einer bizarren Nudel-Völlerei in einem Restaurant in Rheine, da erleben wir die "Schönheit der Ereignislosigkeit" Niedersachsens - vorgetragen in einem "Atmosphärischen Gedicht in drei Segmenten".

Evers Geschichten beschreiben durchweg Alltagssituationen, driften dann aber unaufhaltsam in abstruse Situationen ab. Das Stinknormale und das Nebensächliche sind die Basis, auf der der Kabarettist die herrlichsten Verstrickungen konstruiert. Dazu hat der Wahl-Berliner seine Vortragsweise perfektioniert. Großes Kino für Freunde des Absurden.

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