Große Gesänge mit ergreifender Wirkung

Collegium musicum bringt in Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist Werke von Luigi Cherubini zur Aufführung - Besucher lassen sich von dem Requiem in Bann ziehen und applaudieren Chor und Orchester begeistert

Große Gesänge mit ergreifender Wirkung
Foto: Homann

Bad Honnef. Joseph Haydn kränkelte schon seit Jahren. Und so blieb das Gerücht vom Tode des großen Komponisten nicht aus. Eine Falschmeldung. Ihr hat die Musikwelt allerdings ein wunderschönes Stück zu verdanken.

Luigi Cherubini, ein großer Verehrer Haydns, begab sich sofort ans Werk. Er komponierte "Chant sur la mort de Joseph Haydn", Gesang auf den Tod von Joseph Haydn, das noch zu Lebzeiten des großen Meisters aufgeführt wurde, der 77-jährig dann tatsächlich am 31. Mai 1809 in Wien verstarb.

Haydn verehrte umgekehrt den aus Italien stammenden Kollegen, Beethoven hielt ihn für den größten seiner Zunft. Luigi Cherubini (1760-1842) steht heutzutage allerdings selten in den Programmheften. Der Kammerchor des Collegium musicum Bad Honnef nahm sich des einstigen Direktors des Pariser Konservatoriums an.

Nach Mozart, Händel und Vivaldi in den Vorjahren führte der Chor bei seinem Konzert zum Volkstrauertag in der restlos besetzten Pfarrkirche Sankt Johann Baptist Luigi Cherubini auf. Zunächst erklang der Gesang auf Haydns Tod für drei Solostimmen und Orchester. Für diesen Part standen diesmal Mitglieder des Akademischen Orchesters Bonn zur Verfügung.

Cherubini stellte die Instrumentalisten durch viele eingebaute Soli vor eine große Herausforderung, die sie aber bravourös meisterten. Auch die Sänger gefielen: Als Solisten hatte der Chor die Sopranistin Eva Budde und die beiden Tenöre Thomas Heyer und Jean-Pierre Quellet verpflichtet, eine ungewöhnliche Besetzung und auch ein Grund, warum das Werk selten zu Gehör gebracht wird.

Das Besondere: Der Gesang beginnt in Moll, wird dann aber zu einem Lobgesang, der in strahlendem Dur endet, gar nicht traurig, sondern eine Hymne auf die musikalischen und menschlichen Qualitäten Haydns.

Diese liedgewordene Ovation an den Komponisten widmete Cherubini dem Prinzen Nicolas Esterhazy. 1810 schlug dieser dem Musiker übrigens vor, doch sein persönlicher Kapellmeister zu werden und damit Haydns Nachfolge anzutreten; wohl aus finanziellen Gründen zog der Fürst später sein Angebot zurück.

Die große Stunde für die 40 Sänger mit ihrem Chorleiter Ulrich Hülder kam im zweiten Teil des Konzerts. Das Requiem in c-moll komponierte Cherubini 1816 anlässlich des Jahrestages der Hinrichtung König Ludwigs XVI. Es zählt zu den besten Vertonungen seiner Gattung, erklang auch bei den Exequien von Ludwig van Beethoven und ist noch immer von ergreifender Wirkung.

Der Komponist verzichtete auf Solostimmen, ihm kam es auf Verinnerlichung an, nicht auf äußerliche virtuose Wirkung. Mal schwermütig, mal dramatisch-lyrisch, dann feierlich: Die Besucher des Konzerts in Bad Honnef konnten sich dem Klang des Requiems nicht entziehen.

Der einsetzenden Stille nach dem leisen Ende im C-Dur-Akkord folgte ein umso stürmischerer Beifall der Zuhörer, die so dem Orchester, aber auch dem Chor, der sich nicht eine Unsauberkeit leistete, huldigten. "Ich bin sonst relativ kritisch, aber heute bin ich mehr als zufrieden mit meinen Sängern", sagte Ulrich Hülder, der temperamentvoll am Dirigentenpult agierte.

Intensiv hatten sich die Sänger ein Jahr lang auf diesen Auftritt vorbereitet. 2002 hatte Hülder, Jahrgang 55, den Kammerchor übernommen. Sein Vorgänger, Wilhelm Nellessen, der in seiner Zeit sowohl Orchester als auch Chor des Collegiums lenkte, war "seinen" Sängern bei diesem Ausflug in die Musikwelt Cherubinis erneut eine ungeheure Unterstützung.

Er schrieb die Einzelstimmen aus der Partitur heraus, die nicht öffentlich verlegt ist, sondern aus einer Dresdner Bibliothek besorgt werden musste. Im nächsten Jahr feiert der Kammerchor sein zwanzigjähriges Bestehen. Die begeisternde Cherubini-Vorstellung des Chores macht schon jetzt neugierig auf das Jubiläumskonzert.

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