Gefeierte Opernsängerin Clark in Bonn

BONN · Ein Jahr lang schlüpfte Miriam Clark fast jeden Abend in das Fell der Hyäne Shenzi, die sie in Hamburgs Musical-Hit "König der Löwen" verkörperte. Jetzt ist die Sängerin in Bonn zu erleben. In der Titelrolle von Léo Delibes Oper "Lakmé".

 Miriam Clark in der Probe zu "Lakmé" von Leo Delibes.

Miriam Clark in der Probe zu "Lakmé" von Leo Delibes.

Foto: Szokody

Von dem verschlagenen Savannentier zur ätherischen Brahmanen-Tochter ist es in jeder Hinsicht ein weiter Weg.

Dass die in der Nähe von Frankfurt aufgewachsene Deutsch-Amerikanerin irgendwann Sängerin werden würde, zeichnete sich bereits seit Kindertagen ab. Dass es einmal die Oper sein würde, war allerdings nicht geplant. "Zur Musik bin ich durch meinen Vater gekommen", erzählt Miriam Clark. "Ich bin mit R&B und Soul aufgewachsen und bin sehr viel in Kirchen und bei Hochzeiten aufgetreten." Für den musikbesessenen Teenager schien es damals sehr viel naheliegender, eine Musical-Karriere anzustreben. Also machte sie dieses Bühnengenre beim Studium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München zu ihrem Hauptfach.

Aus dem einen Jahr als Hyäne Shenzi zog die Nachwuchssängerin eine wichtige Lehre: "Beim Musical kann der Alltag sehr stupide werden." Also wandte sich die junge Sängerin der Oper zu und ließ ihre Stimme bei Fenna Kügel-Seifried in München weiterbilden. Heute weiß sie, dass der Schritt richtig war. "In der Oper ist jeder Abend anders. Es ist so facettenreich. Die Gefühle sind echt", empfindet sie. "Im Musical aber fühlt sich das alles so künstlich an." Gleichwohl möchte sie die harte Ausbildung nicht missen, die eben nicht nur Gesang, sondern auch Tanz einschloss. "Oft bis zu sieben Stunden täglich. Das schafft ein ganz anderes, neues Körpergefühl."

Für Miriam Clark bedeutet Singen Lebensgefühl

Allerdings ist auch klar: "Beim Musical ist meist mit 30 Schluss", sagt die 1980 Geborene. Auf den Opernbühnen gilt Miriam Clark in dem Alter hingegen als junge Sängerin am Beginn einer hoffnungsvollen Laufbahn. Ihr Debüt liegt gerade einmal vier Jahre zurück: Mozarts Königin der Nacht an der Frankfurter Oper. Seither ging es für den dramatischen Koloratursopran in Riesenschritten bergauf. Derzeit wird sie in Dortmund gefeiert, wo sie die Titelpartie in Bellinis "Norma" singt, mit der schon ihr größtes Vorbild Joan Sutherland Triumphe feierte. Die Dortmunder sind längst süchtig geworden: "Belcanto wie Bellinis ,Norma' ist die Luxusdroge der Opernfreunde. In der Dortmunder Oper ist es Luxus, eine so fantastische Sängerin wie Miriam Clark als Norma zu haben", schwärmte der Kritiker der Ruhr Nachrichten.

In Bonn gibt sie nun ihr Lakmé-Debüt. Für sie kann man die beiden Partien kaum vergleichen. "Man braucht für diese Rolle nicht nur sichere Höhen, sondern muss auch in der Mittellage sattelfest sein", sagt sie. Derzeit erhält Miriam Clark viele Angebote für Ausflüge in weitere Rollenfächer. Zum Beispiel für die Senta aus Wagners "Fliegendem Holländer". "Das ist jetzt aber noch völlig utopisch", sagt sie. "Man hat schließlich nur eine Stimme." Und die will sie sich möglichst lange erhalten. Denn für sie bedeutet Singen Lebensgefühl: "Ich mag es, wenn ich abends von der Bühne gehe, den Applaus und die Wärme des Publikums spüre."

"Lakmé" hat Sonntag, 29. Januar, 18 Uhr, in der Bonner Oper Premiere. Karten u.a. in den GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de.

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