Festspielhaus: Firmen sollen 20 Millionen Euro beisteuern

Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und seine Dezernenten sprechen sich zur Pflege des Beethoven-Erbes für ein neues Konzerthaus aus, das "internationalen Standards gerecht wird".

Der Standort: Die Rheinaue liege zwar nicht in der City, stehe aber mit dem umgenutzten Bundesviertel für das "neue Bonn", argumentiert Stadtbaurat Werner Wingenfeld. Mit Bus und Bahn sei der frühere Rheinland-Pfalz-Pavillon gut erreichbar. Beide Festspielhaus-Entwüfe (Zaha Hadid, Hermann & Valentiny) seien umsetzbar. Der Betreiber des Restaurants "Rheingarten" hat einen Pachtvertrag bis Ende 2012 auf dem städtischen Grundstück.

Neugestaltung und Erschließung des Geländes würden die Stadt rund zwölf Millionen Euro kosten - Wingenfeld hofft auf Städtebaufördermittel. Die Post als Sponsor sei mit dem Standort einverstanden, deutet OB Nimptsch an. Der Konzern selbst äußert sich nicht.

Beethovenhalle Der Abriss der Beethovenhalle ist aus Sicht der Stadtverwaltung vom Tisch - ebenso die Idee, die Oper zu opfern. Bisher nutzt das Beethoven-Orchester die Beethovenhalle 155 Tage im Jahr. Musiziert es künftig im Festspielhaus, können in der Beethovenhalle mehr Konferenzen und Veranstaltungen wie Karnevalsfeten oder Abi-Bälle stattfinden.

Michael Kleine-Hartlage, Geschäftsführer der Bonn Conference Center Management GmbH, geht von einer guten Auslastung aus: Der Zuschussbedarf für die Halle könne von derzeit 800 000 auf rund 250 000 Euro jährlich sinken, wobei Energiekosten ein Risiko seien. Die nötige Sanierung der Halle sei aus dem Geschäftsbetrieb aber nicht bezahlbar. Für die reine Bauunterhaltung plant die Stadt bis 2020 rund 5,7 Millionen Euro. Was eine Sanierung kostet, ist nach Stadtangaben noch nicht ermittelt.Hürde 1: Die Baufinanzierung. Die letzte offiziell genannte Summe lautete 75 Millionen Euro. Eingeweihte gehen davon aus, dass die Kosten je nach Ausführung zwischen 80 und 100 Millionen Euro liegen. Die Stadt könne sich nicht an der Finanzierung beteiligen, betont Nimptsch. Die Post stelle 30 Millionen Euro bereit.

Die Postbank habe ein zinsgünstiges Darlehen angeboten. Die Stadtverwaltung sucht nun einen weiteren Groß-Sponsor, appelliert aber auch an die Bürger, mit Spenden zu helfen - etwa mit einer Lotterie zugunsten des Festspielhauses. Nimptsch und seine Dezernenten bauen besonders auf die Großzügigkeit regionaler Unternehmer. Ein Kreis um den IHK-Präsidenten Wolfgang Grießl plant eine Spendenaktion bei den Firmen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis.

Diese, hofft Nimptsch, könnte rund 20 Millionen Euro einbringen. Details wolle Grießl am 12. November bei einem Benefizkonzert öffentlich machen. Die Finanzfrage müsse bis zum Sommer 2012 geklärt sein, sagt Nimptsch: "Wenn wir dann noch genauso weit weg sind wie heute, muss man sagen: Es geht nicht."

Hürde 2: Die Betriebskosten. Der städtische Zuschuss würde gedeckelt sein, erklärt Kulturdezernent Martin Schumacher - in welcher Höhe, sei unklar, weil das vom Betriebskonzept abhänge. In der Vergangenheit hatte die Verwaltung drei Millionen im Jahr genannt. Es gebe Signale vom Land NRW, sich mit jährlich bis zu einer Million Euro beteiligen zu wollen.

Auch stehe das Angebot der Telekom, das Programm mitzufinanzieren. Weitere 1,4 Millionen Euro könnte die geplante Betriebsstiftung aufbringen. Dort würde der Bund als größter Geldgeber 39 Millionen Euro einlegen.

Das Konzept: Bonn könne Zentrum der "nationalen und internationalen Beethovenpflege" werden, sagt Kulturdezernent Schumacher. Das bisherige Betriebskonzept reiche dafür aber noch nicht. "Unser Ziel ist ein Festspielhaus, mit dem sich alle kulturinteressierten Bürger jedweden Alters identifizieren."

Das Konzept soll sich auf mehrere Festivals konzentrieren, die von weiteren Veranstaltungen ergänzt werden: Neben Klassik könnten auch Jazz und Weltmusik geboten werden. Schumacher plant einen Runden Tisch, an dem Bonner Akteure gemeinsam mit externen Festival-Experten beraten sollen. Er sei zuversichtlich, 2012 auch ein gesamtstädtisches Kulturkonzept vorlegen zu können.

Nächste Schritte: Schließt sich der Rat am 24. November dem Standortvorschlag an, kann die Verwaltung Konzepte für Festspielhaus und Beethovenhalle entwickeln und Geldgeber suchen. Endgültige Ratsentscheidung: wohl im Juni 2012.

Reaktionen##ULIST##

"Wir freuen uns, dass die Stadt das Thema einer neuen architektonischen Lösung für ein Beethoven Festspielhaus Bonn nun mit Engagement verfolgt. Die Lösung Rheinaue war für uns schon länger denkbar."Helmut Pojunke, stellvertretender Intendant des Beethovenfestes.

  • "Die Verwirklichung des Konzerthauses am Standort Rheinaue und mit Hilfe von Sponsorengeldern auch aus der breiten Bevölkerung ist die letzte Chance, das ambitionierte Projekt umzusetzen."Bärbel Richter, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
  • "Ich hätte mir die Vorlage konkreter vorstellen können. Es fehlt das eindeutige Bekenntnis der Post zum Standort."Georg Fenninger, Stadtverordneter der CDU.
  • "Die vom Stadtrat dem Oberbürgermeister in der letzten Ratssitzung gestellten Fragen, ob die Post den Standort akzeptieren wird, und ob die Finanzierung der Investitionskosten für einen Neubau steht, werden in der Vorlage nicht beantwortet."Bernhard Wimmer, Vorsitzender des Bürger Bund Bonn (BBB).
  • "Die Stadt zeigt Mut, in Sachen Festspielhaus jetzt nach vorne zu gehen."Wilfried Löbach, FDP-Kultursprecher
  • "Es ist erfreulich, dass sich die Verwaltung offenbar endgültig gegen einen Abriss der Beethovenhalle entschieden hat."Jürgen Repschläger, kulturpolitischer Sprecher der Linken.
  • "Dass die Verwaltung den Standort Beethovenhalle nicht mehr für geeignet hält, ist für uns ein wichtiger Schritt."Reinhard Rösler, Vorsitzender Verein ProBeethovenhalle.
  • "Für ein architektonisches Juwel und akustisch erstklassiges Konzerthaus gibt es in Bonn große Spendenbereitschaft."Monika Wulf-Mathies, Vorsitzende des Vereins Festspielhausfreunde.
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