Eine Frau wird dem Bonner Generalintendanten nachfolgen

Bonn · Spekulationen über mögliche Kandidatinnen für das Amt des Generalintendanten in Bonn laufen auf Hochtouren. Vorerst ist nur eines klar: Klaus Weise bekommt eine Nachfolgerin.

Eines vorweg: Dies ist ein spekulativer Text. Seit gestern wissen wir, dass die Nachfolge Klaus Weises in Bonn geregelt ist. Eine Frau wird dem Generalintendanten nachfolgen, dessen Vertrag im Sommer 2013 endet.

Wer die Herrschaft über Oper und Schauspiel übernimmt, ist noch nicht bekannt, das Presseamt der Stadt schwieg gestern zu konkreten Details. Mitte Januar, hieß es, werden Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Kulturdezernent Martin Schumacher die Neue vorstellen. Gerüchten zufolge soll die zukünftige Chefin derzeit ein Drei-Sparten-Haus leiten.

Klaus Weise verriet gestern, er wisse, dass "es eine Dame werden soll". Das finde er zeitgemäß. Im Gespräch mit dem Generalintendanten fielen schnell Namen potenzieller Kandidatinnen.

In alphabetischer Reihenfolge: Anna Badora, geschäftsführende Intendantin in Graz; Barbara Mundel, Intendantin des Stadttheaters in Freiburg; Dagmar Schlingmann, Generalintendantin am Staatstheater Saarbrücken; Elisabeth Schweeger, Intendantin der Festwochen Herrenhausen. B wie Beier (Karin) taucht auf der Liste nicht auf, die erfolgreiche Kölner Theatermacherin wechselt nach Hamburg, ans Deutsche Schauspielhaus.

  • Anna Badora, Jahrgang 1951, kennen wir aus Düsseldorf, dort eröffnete sie 1996 ihre Intendanz mit Wedekinds "Lulu". "Es ist unwahrscheinlich schwer, mit dem Stück nicht auf die Fresse zu fallen", hatte Badora zuvor der Öffentlichkeit anvertraut. So weit kam es nicht. Doch der Einstieg in die neue Ära war alles andere als glanzvoll: eine flüchtige Stimulation der Netzhaut. Theater ohne Nach- und Nebenwirkung. Zehn Jahre wirkte Badora in Düsseldorf, ihre Bilanz fiel solide aus, nicht glanzvoll. Jetzt arbeitet sie in Graz - und zwar erfolgreich.
  • Barbara Mundel, geboren 1958, wäre fast Intendantin der Kölner Oper geworden. Aber ihre Berufung scheiterte im letzten Moment; der damalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma machte dafür finanzielle Gründe geltend. Beobachter der Kulturszene in Köln führten Mundels Nichtberufung auch darauf zurück, dass ihr Name schon früh - zu früh - in der öffentlichen Debatte gefallen war.
  • Seit 2006 ist sie Intendantin des Stadttheaters Freiburg. 2009 verlängerte sie ihren zunächst für fünf Jahre geschlossenen Vertrag um weitere drei Jahre bis 2014. Mundel hat ihr Credo im Gespräch mit der Badischen Zeitung so formuliert: "Was wir versuchen, ist nichts anderes, als den Platz des Theaters in dieser Gesellschaft zu suchen und zu bestimmen, weil ich glaube, dass eine Gesellschaft solche Orte braucht." Mundels Name wird immer wieder genannt, wenn Chefposten an deutschen Bühnen vakant sind, sie wird von Kritikern geschätzt und von Lokalpolitikern umworben. Das Theater betrachtet sie als Ort, wo sich "die Ghettos auflösen, sich Szenen durchdringen, sich das Publikum durchmischt".
  • Dagmar Schlingmann, Jahrgang 1960, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Universität zu Köln. Sie kennt das Rheinland, scheint wie geschaffen für Köln-Bonner Kulturkooperationen, die Jürgen Nimptsch immer wieder ins Gespräch gebracht hat. Seit 1986 arbeitet die in Kempen am Niederrhein geborene Schlingmann als Regisseurin und inszenierte unter anderem in Köln, Kassel, Luxemburg, am Theater St. Gallen und in Saarbrücken. In der Zeit zwischen 1998 und 2001 leitete sie als Schauspieldirektorin die Sprechtheatersparte am Landestheater Linz, ehe sie von 2001 bis 2006 als Intendantin am Stadttheater Konstanz wirkte. Seit Beginn der Saison 2006/2007 ist sie Generalintendantin des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken, an das sie sich bis 2015/16 gebunden hat. Sie kennt Kostendruck, hat moderne Arbeitsstrukturen geschaffen und ist für Kooperationen mit Luxemburg, Thionville und Lüttich offen. Schlingmann bestätigte gestern gegenüber der Saarbrücker Zeitung, dass sie mit Bonn im Gespräch sei. Sie bekundete "ernsthaftes Interesse" und fühlte sich "umworben".
  • Elisabeth Schweeger, Jahrgang 1954, war von 2001 bis 2009 Schauspielintendantin in Frankfurt. Jetzt gestaltet sie die Festwochen Herrenhausen in Hannover. Ihr darf man nur Außenseiterchancen einräumen, ihre Ästhetik gilt als verkopft, intellektuell verrätselt. Das passt eigentlich nicht mehr in die heutige Zeit.
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