Ein Markenzeichen aus Bonn

Rückblick auf die Saison: Generalmusikdirektor Stefan Blunier stabilisiert den positiven Trend bei den Publikumszahlen.

 In Salzburg gefeiert: Stefan Blunier und das Beethoven Orchester Bonn.

In Salzburg gefeiert: Stefan Blunier und das Beethoven Orchester Bonn.

Foto: Bernhard Hartmann

Bonn. Eine städtische Konzertsaison hat immer auch etwas von einem Marathonlauf. Fast ein Jahr lang müssen die Musiker des Beethoven Orchesters Woche für Woche Höchstleistungen erbringen.

Im Konzertsaal ebenso wie bei der 15. Repertoire-Aufführung einer Oper. Seit Stefan Blunier 2008 das musikalische Zepter übernommen hat, bemühen sich die Musiker darüber hinaus vermehrt um jugendliche Hörer.

Die Anstrengung trägt Früchte. In seinem dritten Bonner Jahr kann Generalmusikdirektor Stefan Blunier eine ausgesprochen positive Bilanz ziehen, die sich gut in Zahlen ausdrücken lässt. Fast 60 000 Besucher zählte man bei den Sinfonie-, Kammer-, Familien-, Kinder- und Schulkonzerten des Beethoven Orchesters.

Dass Blunier und das Orchester für die CD-Einspielung der Oper "Der Golem" von Eugen d'Albert sowie für die Kinder-CD "Komm, wir fahren nach Amerika" mit der 9. Sinfonie von Antonín Dvorak jeweils einen der renommierten Echos erhalten, zeugt davon, dass Musik aus Bonn mittlerweile auch überregional wahrgenommen wird.

In Bonn erfreuen sich vor allem die klassische Freitagskonzerte in der Beethovenhalle großer Beliebtheit und sind mit 92 Prozent noch besser ausgelastet als im Vorjahr. Für die große Nachfrage gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Da ist einmal der Programmmix, den Blunier seinem Bonner Konzertpublikum anbietet. In der vergangenen Saison war dies eine subtil ausbalancierte Mischung aus Raritäten und Repertoirehits. Um dem Publikum etwa ein Stück des zeitgenössischen Komponisten Avner Dorman schmackhaft zu machen, ist es natürlich hilfreich, wenn man jemanden wie den Salzburger Percussion-Superstar Martin Grubinger als Solisten gewinnen kann. Blunier steht vor den Konzerten nicht selten selbst am Mikrofonpult, um dem Publikum zu erläutern, was es in den nächsten zwei Stunden hören wird. Der Schweizer Dirigent will das Publikum fordern, aber nicht überfordern. Aus diesem Grunde verzichtet er auch auf große Zyklen, wie sein Vorgänger Roman Kofman es mit den Sinfonien Schostakowitschs durchexerziert hatte. Selbst das aktuelle Mahler-Jahr konnte Blunier nicht zu einem Sinfonien-Zyklus verführen. Immerhin gab es in diesem Jahr eine packende Aufführung der sechsten Sinfonie Mahlers unter Leitung des Gastdirigenten Osmo Vänskä. Überhaupt bewies Blunier mit der Auswahl von Gastdirigenten bei den Freitagskonzerten eine glücklich Hand, was auch die Verpflichtung des lettischen Dirigenten Kristjan Järvi nachdrücklich unterstrich.

Auf weniger erfreulichem Niveau bewegt sich die Nachfrage bei den Sonntagskonzerten. Leere Stuhlreihen sind in dieser Abo-Reihe nicht ungewöhnlich. Dabei wird die Reihe inhaltlich und programmatisch keineswegs stiefmütterlicher behandelt. Auch hier stoßen spannende Programme auf interessante Solisten wie den frankokanadischen Pianisten Louis Lortie, der mit Franz Liszts erstem Klavierkonzert brillierte.

Ein voller Erfolg sind auch in der vergangenen Saison wieder die von dem Konzertpädagogen Thomas Honickel geleiteten "Bobby's Klassik"-Veranstaltungen gewesen. Mit einer aktuellen Auslastung von 100 Prozent sind sie aus dem Bonner Musikleben längst nicht mehr wegzudenken.

Die jüngste Tournee hatte das Orchester nach Slowenien und Österreich geführt. Höhepunkt war ein dreitägiges Gastspiel in der Festivalstadt Salzburg. Auch wenn man mit den Solisten eine weniger glückliche Hand hatte als bei den Konzerten in Bonn, wurde das Orchester selbst vom österreichischen Publikum mit großem Jubel gefeiert.

Wie sich das Orchester in Bonn und international weiter entwickeln wird, hängt natürlich auch vom Ausgang der laufenden Vertragsverhandlungen mit Stefan Blunier ab. Dass er über das Jahr 2013, in dem sein Vertrag ausläuft, hinaus in Bonn Generalmusikdirektor bleiben wird, daran zweifelt derzeit niemand. Ob er den Schwerpunkt seiner Arbeit danach zu Lasten der Oper mehr aufs Konzert verlegen wird, erscheint zurzeit als eine realistische Option.

Karten für die Saison 2011/2012 in den Zweigstellen des General-Anzeigers oder im Ticketshop

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