Bonner Studenten präsentieren Projekt über Comic-Pionier Winsor McCay

Seit 1904 zeichnete der amerikanische Comic-Pionier Zenas Winsor McCay (um 1867 bis 1934) seine Serie "Dream of the Rarebit Fiend". Zehn Studenten haben jetzt im Rahmen eines Praxismoduls eine Schau über den Zeichner organisiert, präsentieren Originalzeichnungen, alte Zeitungsseiten und erläuternde Texte.

Bonner Studenten präsentieren Projekt über Comic-Pionier Winsor McCay
Foto: Braun

Bonn. Wer abends einen üppig belegten überbackenen Käsetoast zu sich nimmt, dann zu Bett geht, kann böse Überraschungen erleben, vom nervösen Schlaf und den entsprechend wilden Träumen bis hin zum Horrortrip.

"Rarebit" nennt man so ein Käsemonster, und der Dämon, der den vollgefressenen Schläfer heimsucht, heißt auf Englisch "fiend". Seit 1904 zeichnete der amerikanische Comic-Pionier Zenas Winsor McCay (um 1867 bis 1934) seine Serie "Dream of the Rarebit Fiend". Grandiose Bilder tauchen in die Welt des Albtraums ein, der alle Gesetze der Logik auf den Kopf stellt, Erinnerungen durcheinanderwirbelt, Außenreize und Magenschmerzen eigenwillig interpretiert.

McCays Käsetoast-Reihe ist nicht nur umwerfend komisch und genial gezeichnet, sie nimmt auch viele Phänomene vorweg. Die Auflösung des Bildes, die Abstraktion und der Surrealismus werden früh zum Thema, McCay formuliert zum Teil auch das, was in Europa Freud mit seiner "Traumdeutung" in die Welt setzte.

Das Standardwerk der Psychoanalyse erschien auf Englisch, als McCay seine Comic-Phase bereits abgeschlossen hatte. Von dieser Karriere und McCays Rolle als Pionier, der es schon früh als begehrter Zeichner etwa in "The Sunday Record Herald", im "New York Herald" und in der "Los Angeles Sunday Times" zu Ruhm und Reichtum brachte und noch vor Walt Disney im Trickfilmfach präsent war, erzählt eine Ausstellung im germanistischen Institut der Universität Bonn.

Zehn Studenten haben im Rahmen eines Praxismoduls die Schau organisiert, präsentieren Originalzeichnungen, alte Zeitungsseiten und erläuternde Texte. Sogar die Pressearbeit fiel ins Studentenressort: Laila Oudray kümmert sich versiert um die Öffentlichkeit. Hinter dem Projekt stehen der Literaturwissenschaftler und Comic-Experte Joachim Trinkwitz (im Oktober erscheint im Weidle-Verlag sein Buch "Prinzip Synthese: Der Comic") sowie Alexander Braun, Kunsthistoriker und Kunstpreisträger der Stadt Bonn (2009).

Von "Little Sammy Sneeze" über "Rarebit Fiend", "Little Nemo in Slumberland" und den Little-Nemo-Trickfilm bis hin zu McCays Arbeit als exklusiver Zeichner für Randolph Hearsts Editorials reicht das Spektrum der Schau.

Die kleine, aber sehr informative Bonner Ausstellung ist das Vorspiel zu der ersten europäischen Retrospektive über McCay, die Braun gerade vorbereitet. Die Premiere wird Anfang 2012 im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf sein, dann folgen das Wilhelm-Busch-Museum Hannover, der Comic-Salon Erlangen und das Cartoon-Museum Basel.

Institut für Germanistik, Universität Bonn, Regina-Pacis-Weg 3; bis 15. Juli. Mo-Fr 9-19 Uhr. Der Bonner Bocola Verlag hat 2010 Comics aus McCays "Little Sammy Sneeze" herausgegeben.

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