Auch für Erwachsene: "Hänsel und Gretel" und "Bobbys Klassik"

Kölner Liedermacher Wolf Maahn und Retro-Band Boppin' B. in der Harmonie

Auch für Erwachsene: "Hänsel und Gretel" und "Bobbys Klassik"
Foto: Lilian Szokody

Bonn. Oper Bonn. Eingefleischte Humperdinck-Fans mögen sich noch an die Premiere von Franziska Severins märchenhafter "Hänsel und Gretel"-Inszenierung aus dem Jahr 1995 erinnern.

Sie enthielt sich jeglicher Gesellschaftskritik und realisierte die romantische Vorlage auf Augenhöhe mit den Kindern als wunderbar poetischen Einstieg in die Welt des Musiktheaters. Das allein schon rechtfertigt eine neuerliche Wiederaufnahme.

Julia Kamenik als stimmlich wie darstellerisch quicklebendige Gretel an der Seite einer burschikos herumtollenden Anjara I. Bartz als "Brüderchen" gestaltet mit lyrischem Timbre und harmoniert daher - nicht nur im immer wieder anrührenden "Abendsegen" - ausgezeichnet mit dem warm leuchtenden Mezzo der Bartz.

Edles, fast ein wenig aristokratisch wirkendes Schmelz bringt der junge Bariton Lee Poulis als Peter (Vater) ein. Daniela Strothmann verleiht ihrer Gertrud (Mutter) auch hintergründige Züge. Mit Anmut versieht Vardeni Davidian die Rollen von Sand- und Taumännchen.

Und dann wäre da noch - endlich - einmal eine "echte" Knusperhexe. Bislang nämlich wurde diese Rolle zumeist mit einem Tenor besetzt. Daniela Denschlag, tiefgründender, vielversprechender Neuzugang im Mezzofach, bedarf des überzogen grellen Gelächters überhaupt nicht. Wie sie in "Kuchen, gefüllt mit süßer Sahn'" bei "süßer" ein listiges Piano anschlägt, hat ganz eigene Qualitäten.

Bestens präpariert zeigte sich auch der Kinderchor (Einstudierung: Ekaterina Klewitz). Einzig dem Beethoven Orchester unter Christoph Sprenger hätte man mehr Proben gewünscht.

Fritz Herzog

Harmonie. Wolf Maahns Projekt "Direkt ins Blut" kann man getrost wörtlich nehmen. Die Lieder der Kölner Liedermachers, Gitarristen und Sängers zielen direkt dorthin, und sie kommen allesamt auch dort an. Daran besteht nach seinem Solo-Konzert in der Bonner Harmonie gar kein Zweifel.

Wolf Maahn gehört zu den erfolgreichsten und kreativsten Persönlichkeiten der deutschen Musikszene. Mit Hits wie "Irgendwo in Deutschland", "Rosen im Asphalt" oder "Ich wart auf dich" hat er deutsche Musikgeschichte geschrieben, ebenso mit seinen lyrischen Schöpfungen, die von vielen seiner Fans dankbar in den Sprachgebrauch übernommen wurden.

In der Harmonie fühlte sich Maahn sichtbar wohl, parlierte locker über seine derzeitigen Schauspielaktivitäten und sang mit dem refrainsicheren Publikum gemeinsam nach Herzenslust. Bei Maahn bedürfen die Songs keiner Band, der Vollblutmusiker bringt seine Lieder auch solo zur Gitarre begleitet kraftvoll bestens rüber.

Stimmungswechsel sind für den charismatischen Entertainer kein Problem. Ruhige und sentimentale Balladen interpretiert er einfühlsam und intim - ein wahrer Vollprofi, das Publikum applaudierte begeistert.

Wolfgang Schneider

Harmonie. 1985 stiegen Michael Treska (Lead-Vocals, Gitarre), Golo Sturm (Gitarre, Vocals), Didi Beck (Kontrabass), Frank Seefeldt (Saxophon) und Thomas Weiser (Drums) mit ihrem fetzigen und locker präsentierten Rock 'n' Roll ins Musikgeschäft ein, und das lief auf Anhieb so gut, dass sie dabei blieben.

Inzwischen ist aus der ehemaligen Schülerband eine erfolgreiche Profiband geworden, die in Deutschland in dieser Sparte mit tonangebend ist. In der Endenicher Harmonie zeigte das Aschaffenburger Quintett, wie man mit Retro-Feeling Jung und Alt in Schwung bringt und dabei nicht nur alte Songs der 50/60er Jahre spielen muss, sondern durchaus auch neuere Titel zu diesem Genre passen.

Die Band hat mit ihrer Musik trotz ihrer Retro-Orientierung einen ganz eigenen Stil gefunden. Die Musiker erweitern das Spektrum geschickt durch Elemente aus Rockabilly, Swing-Jazz, Rhythmn & Blues, Ska, Punk und Pop und mixen daraus ein scharfes Gebräu, das sofort ins Blut geht.

Perfekt durchgestylt und angereichert durch eine vitale Show inklusive einiger artistischer Einlagen heizte Boppin'B dem Publikum gehörig ein. Der Lohn: kräftiger Applaus und nachhaltige Forderungen nach Zugaben, die selbstverständlich erfüllt wurden.

Wolfgang Schneider

Beethovenhalle. Er gehört nun in eine Reihe mit Anne-Sophie Mutter, Placido Domingo oder Elina Garanca - Thomas Honickel, Leiter und kreativer Kopf von "Bobbys Klassik", dem musikpädagogischen Programm des Beethoven Orchesters.

Am vorvergangenen Sonntag erhielt Honickel in Dresden den "Echo-Klassik"-Preis in der Kategorie "Nachwuchsförderung". Die Trophäe nahm er selbstredend stellvertretend für sein engagiertes Team in Empfang, zu dem in erster Linie, wie Honickel nicht müde wird zu betonten, das Beethoven Orchester gehört.

Im ersten Familienkonzert "nach dem Echo" spielte die Auszeichnung allerdings keine Rolle - zunächst jedenfalls. Stattdessen erntete ein Sologeiger Herbstfrüchte, trank mit dem Solocellisten um die Wette, später starb ein Hirsch, der Kontrabass ließ dicke Regentropfen klatschen, und vier Rateteams durften mit Legosteinen ein Concerto grosso "bauen".

Damit ist klar: Antonio Vivaldis "Jahreszeiten", genauer, "Herbst" und "Winter" daraus, standen auf dem Programm, ein klingender Bilderbogen aus Weinseligkeit, Tanz, Ernte, Jagd, Eis und Regen.

Liviu Casleanu, erster Konzertmeister des Orchesters, war der glänzend aufgelegte Solist, der im ersten Satz so schön spielte, dass Cembalist Honickel selig an seinem Instrument einschlummerte.

Die jungen Musikfans erlebten, wie das Beethoven Orchester Gewehrschüsse, bellende Hunde, klirrende Kälte oder Windböen in Töne verwandelte, und lernten zudem allerlei, von Glissandi bis Triolen. Und Honickel balancierte gewohnt schwindelfrei auf dem Grat zwischen Dirigent und Moderator.

Am Schluss wurde die "Echo"-Trophäe dann doch noch gezeigt. Die gehöre auch ein bisschen dem Publikum, meinte Honickel: "Was wären wir ohne Sie?"

Mathias Nofze

Münsterbasilika. "Part of your world" aus dem Disney-Klassiker "Arielle" sang die junge Valerie Haunz im Altarraum der Münster-Basilika. Der Titel war heimliches Motto der Benefiz-Veranstaltung des Fördervereins des Lions-Clubs Bonn-Venusberg. Der Erlös kam einem Projekt zur Unterstützung von Dorfschulen in Nordindien zugute, das die Salesianer Don Boscos ins Leben gerufen haben.

Nahezu gefüllt war der Kirchenraum, als Münsterorganist Markus Karas mit einem Bachschen Präludium das Konzert eröffnete. Ariane von der Heyden-Karas sang Arien von Händel bis Franck, barocke Trompetenmusik steuerte Rüdiger Stiehl bei, Gerhard Haug verschmolz auf der Orgel Bach mit Swing, das "Fraser-Gartshore-Trio" bot Jazz-Evergreens.

Lions-Präsident Hans-Theodor Dingler konnte sich über eine stattliche Einnahme freuen, die auf 4 500 Euro aufgestockt wird.

Mathias Nofze

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