Toto spielten in Köln Altmeister im Hitzekessel

KÖLN · Das einzige NRW-Konzert von Toto war sicherlich eines der heißesten Konzerte der Saison - zumindest in meteorologischer Hinsicht. Um die 37 Grad herrschten in dem Kölner Tanzbrunnen-Kessel, lange Schlangen durstiger Menschen warteten geduldigst vor den Getränkeständen und ein mitfühlender Veranstalter hatte sogar eine Dusche installieren lassen, die kühlendes Nass zum Nulltarif versprühte.

 Toto in Aktion: Joseph Williams (rechts) und Steve Lukather in Köln.

Toto in Aktion: Joseph Williams (rechts) und Steve Lukather in Köln.

Foto: Thomas Brill

Pünktlich erscheinen die noch verbliebenen Gründungsmitglieder der 1977 in Los Angeles formierten Band, Steve Lukather (Gitarre, Gesang), David Paich (Piano und Gesang) sowie Steve Porcaro (Keyboards, Gesang), gemeinsam mit den übrigen Kollegen der aktuellen Besetzung auf der Bühne. Seit 1992 zum festen Bandmitglied avanciert ist der britische Super-Schlagzeuger Simon Philips, der auch schon mal bei Genesis ausgeholfen hat, den Bass zupft Nathan East, von Haus aus Jazzmusiker, der unter anderem viel mit Phil Collins zusammengearbeitet hat, und das Gesangsmikro hat wieder Joseph Williams, der bereits in den 80er Jahren Bobby Kimball vertreten hatte, übernommen.

"Only the Children" eröffnet das Konzert und East und Williams legen sich schwer ins Zeug, die Begeisterung der Fans anzuheizen. Es wohl auch der Wärme zuzuschreiben, dass der Start etwas zäh verläuft. Die Tatsache, dass sich Williams zügig seines Jacketts entledigt, vermag nicht verbergen, dass er allzu häufig an die Grenzen seiner vokalen Möglichkeiten stößt. Schließlich ist es "Rosanna", der erste große Toto-Hit an diesem Konzertabend, der die Fans bis in die hinteren Reihen jubeln lässt. Der Song bietet insbesondere Steve Lukather sowie David Paich Gelegenheit, sich mit Solo-Passagen zu profilieren, jeweils in virtuoser Manier, aber leider nicht neu.

Die alte Toto-Kunst, eingängige Melodien mit anspruchsvollen Instrumentaleinsätzen zu kombinieren, schütteln die Altmeister noch immer lässig aus dem Ärmel. Lukather, Paich, Porcaro, Philips und East sind alle unbestritten hervorragende Könner und Fans, die der Ansicht anhängen, dass Kunst ausschließlich von Können - gemeint ist das handwerkliche - kommt, erstarren vor Ehrfurcht, wenn kompositorische Komplexität mit Präzision umgesetzt wird.

Stilistisch reicht die Toto-Bandbreite von Folk-Orientiertem mit Steve Lukather an der akustischen Gitarre, über Anleihen bei "Steely Dan" bis hin zu Hardrockigem, zu dem Lukather kurz "die Sau rauslassen" darf. Mit "Human Nature" ist sogar ein Michael Jackson-Cover im Repertoire. Letztlich erinnert Toto aber eher an ein Band-Projekt von Musikschuldozenten, die zwar perfekt das auf Notenblättern Notierte umsetzen, bei denen man aber vergebens nach inspirierter Kreativität und Leidenschaft sucht.

Dennoch wirkt die Mischung aus abgehangenem Mainstream der 80er auf den ergrauten Rock-Nostalgiker gleichermaßen wie auf den jungen Skater-Typen im Lagwagon-T-Shirt.

Schließlich sind es weitere große Hits wie "Hold The Line" - hier hilft Sängerin Jenny Douglas Joseph Williams erstmals aus der Verlegenheit, kraftvoll höhere Töne zu intonieren - bei denen Toto auch Mut zu veränderten Arrangements zeigt. Auch der Höhepunkt des Konzerts, ein für Toto-Verhältnisse nahezu entfesseltes "Stop loving you", geht maßgeblich auf das Konto der Backgroundsängerin.

Die umjubelte Zugabe "Africa" ist eher Pflichtprogramm und unterstreicht einmal mehr den Charakter eines Konzerts, das maßgeblich wegen seiner Hitze in Erinnerung bleiben wird. Bei der Rückfahrt um kurz nach 22 Uhr zeigt das Thermometer noch immer 33 Grad.

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