Erinnerung an Mitglied der Weißen Rose

1943 starb Willi Graf in München unter dem Fallbeil der Nationalsozialisten. Mehr als 60 Jahre später beschloss die Beueler Bezirksvertretung 2008, mit der Benennung einer Straße an das Mitglied der vor allem studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose um Hans Scholl und Alexander Schmorell zu erinnern.

 Die ersten Häuser stehen, die Erschließung wird folgen: Das Neubaugebiet Vilich-Müldorfs mit dem Willi-Graf-Ring.

Die ersten Häuser stehen, die Erschließung wird folgen: Das Neubaugebiet Vilich-Müldorfs mit dem Willi-Graf-Ring.

Foto: Max Malsch

Vilich-Müldorf. (ahk) 1943 starb Willi Graf in München unter dem Fallbeil der Nationalsozialisten. Mehr als 60 Jahre später beschloss die Beueler Bezirksvertretung 2008, mit der Benennung einer Straße an das Mitglied der vor allem studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose um Hans Scholl und Alexander Schmorell zu erinnern.

Der Willi-Graf-Ring erschließt das Neubaugebiet Im Ziegelfeld mit einer Anbindung an die Straße Am Herrengarten in Höhe der Stadtbahnlinie 66. Mehrere Bürger hatten sich für die Benennung einer Straße nach dem gebürtigen Euskirchener stark gemacht, darunter auch eine Schülergruppe aus dem Adelheidis-Gymnasium.

Willi Graf, der 1918 in Euskirchen-Kuchenheim zur Welt kommt, hat vielfältige Beziehungen nach Bonn. Seine Mutter Anna Gölden stammt aus Poppelsdorf. Als er vier Jahre alt ist, zieht die Familie nach Saarbrücken, wo der Junge in seinem katholisch geprägten Elternhaus eine behütete Kindheit verbringt.

Im Gymnasium tritt er dem katholischen Jugendbund Neudeutschland bei, wo die jungen Menschen sich zu Wanderfahrten, Geländespielen, gemeinsamem Singen und Glaubengesprächen treffen. 1936 erklären die Nazis die Hitlerjugend zur Staatsjugend - die anderen Jugendverbände werden verboten. Schon jetzt ergreift Willi Graf kompromisslos Partei: Den Kontakt zu Bekannten, die der HJ beitreten, bricht er ab.

Er tritt dem Grauen Orden bei, einem illegalen katholischen Jugendbund. Das bringt ihm einige Wochen Untersuchungshaft im Bonner Gefängnis ein, bis er durch eine Amnestie wieder auf freien Fuß gesetzt wird. Graf war nämlich 1937 zum Medizinstudium wieder nach Bonn gekommen. 1940 wird er eingezogen und an verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt.

Zwei Jahre später verschlägt es ihn zur Studentenkompanie nach München; dort treffen sich von der Wehrmacht beurlaubte Mediziner, um ihr Studium fortzusetzen. In München nimmt Willi Grafs Leben eine entscheidende Wende: Er trifft auf Gesinnungsgenossen, die - genau wie er - aus ihrer christlichen Überzeugung heraus das Nazi-Regime ablehnen.

Mit ihnen vollzieht er den Schritt von der kritischen Haltung hin zum tätigen Widerstand. Die Weiße Rose veröffentlicht Flugblätter, in denen die Verbrechen der Nazis angeprangert und zu Widerstand und Sabotage aufgerufen wird. Willi Graf reist durch Deutschland, und bringt die Blätter beispielsweise nach Saarbrücken, Freiburg, Ulm, Köln oder Bonn. Im Januar 1943 ist Graf zum letzten Mal in Bonn und wohnt bei Verwandten am Botanischen Garten.

Die Studenten wollen den Widerstand ausweiten, suchen den Kontakt zu anderen Gruppen. Bis am 18. Februar 1942 Hans und Sophie Scholl in der Münchner Universität beim Auslegen von Flugblättern erwischt und festgenommen werden. Schon vier Tage später werden sie hingerichtet.

Auch Willi Graf wird am Abend des 18. Februar festgenommen. Auch gegen ihn wird das Todesurteil verhängt. Die Vollstreckung wird aber erst einmal ausgesetzt, weil die Gestapo erhofft, durch ihn weitere Oppositionelle in der katholischen Jugend aufzuspüren. Das gelingt ihnen nicht. Im Oktober 1943 stirbt Willi Graf.

Mehr zur Serie: www.ga.de/strassen

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