Ein Schlaganfall zerstört alle Träume

ALFTER · Der 79 Jahre alte Peter F. pflegt seine kranke Frau. Kleine Rente und Pflegegeld reichen aber kaum zum Leben. Und die Beine wollen auch nicht mehr so wie früher.

 Ein Ausflug ist für viele kranke Senioren und ihre Partner ein Luxus und ein kleiner Lichtblick in einem sonst eher tristen Leben.

Ein Ausflug ist für viele kranke Senioren und ihre Partner ein Luxus und ein kleiner Lichtblick in einem sonst eher tristen Leben.

Foto: dpa

"Ich komme gleich." Nach dem Klingeln dauert es eine geraume Weile, bis Peter F. die Tür seines kleinen Hauses im Hinterhof öffnet. Der Hüne braucht Zeit, bis er die schmale Stiege heruntergegangen ist. Seine Beine wollen nicht mehr so wie früher.

"Gut geht es mir." Der 79-Jährige aus Alfter lächelt bei der Nachfrage nach seinem Wohlbefinden, allerdings etwas wehmütig. Es hat ihn schwer getroffen. Jahrzehntelang schuftete er bis weit in die Nacht, um morgens früh wieder die Einkäufe zu machen. Seine kleine Dorfkneipe kostete ihn und seine Frau Maria alle Kraft. Für Kinder hatten sie keine Zeit. "Urlaub oder Freizeit gab es nicht."

Dafür hörte er den kleinen und großen Sorgen seiner Gäste zu, war immer Ansprechpartner für deren Probleme. Das Ehepaar arbeitete auf ein Ziel hin, obwohl sie als Selbstständige nicht viel in die Rentenkasse einzahlen konnten. "Wir freuten uns darauf, als Rentner endlich das Leben endlich genießen zu können."

Dann kommt der Schock, der alle Träume zerstört. Als sie ihr Ziel erreicht haben, die Kneipe schließen und in Rente gehen wollen, bekommt seine fünf Jahre jüngere Ehefrau einen Schlaganfall und ist seither bettlägerig. "Damit sind alle Träume begraben." Und an Ruhestand ist nicht mehr zu denken. Rund um die Uhr ist er für sie da, wie selbstverständlich.

Schlaganfall ist der Schock des Lebens

"Unsere gemeinsame Arbeit hat uns besonders zusammen geschweißt." Der 79-Jährige schaut auf seine Hände, die trotz der Größe und Kraft, die sie vermitteln, nicht alles leisten können. Er muss auch nachts aufpassen, da seine Frau immer versucht aufzustehen, alleine auf den Toilettenstuhl zu gehen.

"In den vergangenen Tagen ist sie dabei immer gefallen." Er macht es sich zum Vorwurf, einen Moment nicht aufgepasst zu haben. Liebevoll schaut er ins angrenzende Zimmer, wo seine Frau das Gespräch mit wachen Augen verfolgt.

"Zwei Mal am Tag bekomme ich Hilfe. Ich bin nicht mehr der Jüngste, ne Murkelchen." Da reichen die kleine Rente und das Pflegegeld kaum zum Leben. Erst Recht, wenn pünktlich nach Weihnachten die Rechnungen ins Haus flattern für Strom, die Gasheizung und die Versicherung für den alten grünen Golf. Der einzige Luxus, den sie sich bewahrt haben.

"Ein Mal im Jahr setze ich meine Maria bei schönem Wetter in den Rollstuhl, und wir fahren mit dem Auto an die Mosel." Der 79-Jährige gerät ins Schwärmen. "Der schönste Fluss der Welt." Er strahlt. Der gebürtige Eifeler kann von seiner alten Heimat einfach nicht lassen. Bei diesen Worten geht auch ein Hauch eines Lächelns über das Gesicht von Maria F.

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