Fit in den Frühling Nicht in allen Ländern hat deftiges Essen die gleichen Konsequenzen

BONN · Pizza, Pasta, Panettone - die Italiener wissen, was gutes Essen bedeutet. Trotz Dolce Vita sind in Italien aber viel weniger Menschen übergewichtig als in Deutschland. Die Italienerinnen sind sogar die schlanksten Frauen in der EU.

 Leckere "Fish and Chips": Viele Engländer essen aber aus Frust.

Leckere "Fish and Chips": Viele Engländer essen aber aus Frust.

Foto: dpa

Zumindest zeigt das die aktuelle Übersicht der International Association for the Study of Obesity (IASO) zu den 27 EU-Ländern (Stand: Januar 2012). Noch im Jahr 2007 standen die Deutschen an der traurigen Spitze des Rankings, wobei die Daten aus unterschiedlichen Jahren stammen und teilweise auf Eigenreports der jeweiligen Länder beruhen.

Mittlerweile belegen die Deutschen immerhin noch Platz neun der Studie. Demnach sind 66 Prozent der Männer und 50,6 Prozent der Frauen in Deutschland zu dick. Bei den französischen Nachbarn sieht es - wie bei den Italienern - deutlich besser aus.

Woran das liegen könnte, weiß der Kulturanthropologe Professor Dr. Gunther Hirschfelder. "In Frankreich und Italien etwa wird auf gutes Essen mehr Wert gelegt. Eine Mahlzeit wird dort als sozialer Akt zelebriert, bei dem alle Beteiligten in der Regel weniger zu sich nehmen, als wenn Essen zur Nebensache wird - wie oftmals in Deutschland.

" Wer mit anderen zusammen sitzt, die gemeinsame Mahlzeit genießt, isst also weniger als derjenige, der alleine vor dem Fernseher speist. "Gleichzeitig bezahlen Italiener und Franzosen mehr für Lebensmittel. Sie legen mehr Wert auf Qualität", sagt Professor Hirschfelder, der sich in einem seiner Werke mit der europäische Esskultur von der Steinzeit bis heute beschäftigt.

Auch soziale Unterschiede können sich auf die Waage auswirken: "Die Einkommens- und Bildungsschere spiegelt sich in unserer Gesellschaft auch in einer Körperschere wider: Menschen aus bildungsfernen Schichten sind häufiger übergewichtig.

Frust kann ein Grund für zu viel und ungesunde Ernährung sein", sagt Hirschfelder. Dieses Problem bestehe beispielsweise auch in England, das in weiten Teilen der Bevölkerung eher sozialschwach geprägt sei. England belegt - wie das krisengebeutelte Spanien - einen Spitzenplatz in der Studie.

Eines ist den Ländern der westlichen Welt allerdings gemein: "Übergewichtig zu sein ist heute stigmatisiert", so der Kultuwissenschaftler, "außer in Teilen Afrikas, wo dies ein Zeichen von Reichtum und Attraktivität ist."

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