Fit in den Frühling Jugendliche und ihre Figur

bonn · Jugendliche verbringen den ganzen Tag mit Videospielen und Fernsehen, sind unsportlich, faul und dicker als früher - das ist zumindest eine weit verbreitete Meinung. Aber ist das so? Und was sagen die Jugendlichen? Der GA hat nachgefragt.

Die Zahlen sprechen für sich. 17 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren haben Übergewicht. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Gewichtsproblemen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Der Schluss liegt nahe, dass sie keinen besonderen Wert auf ihre Figur legen. Wer aber die Jugendlichen selbst fragt, hört meistens, dass ihnen ihre Figur sehr wichtig sei. "Ich achte schon darauf, dass ich gut aussehe", sagt Alina (14) aus Bonn. "Wenn man dick ist, hat man doch viel schlechtere Chancen bei den Mädchen", sagt Lucas (14). Auch ihm ist es wichtig, eine gute Figur zu haben.

Wie passt das zusammen? Die Ernährungswissenschaftlerin Dr. Claudia Laupert-Deick sagt dazu: "Während Top-Models seit Jahren immer dünner werden, steigt die Zahl Übergewichtiger unaufhaltsam an." Es klinge ironisch, aber viele Jugendliche definierten sich heute mehr über das Aussehen als über Leistungen, zum Beispiel im Sport. Aber genau das führe dazu, dass sie immer öfter Probleme mit ihrer Figur bekämen, so Dr. Laupert-Deick.

Einerseits bekämen Kinder und Jugendliche von Medien und Castingsendungen ein bestimmtes Schönheitsideal vermittelt. dem sie nacheiferten. Andererseits säßen sie stundenlang vor dem Fernseher und würden sich in ihrer Freizeit gar nicht sportlich betätigen. "Jugendliche bewegen sich viel weniger als früher. Statt draußen etwas zu unternehmen, sitzen sie oft stundenlang vor dem Computer und bewegen sich kaum", so Dr. Laupert-Deick. Die Alltagsbewegung von Jugendlichen ist auch stark durch die Schule eingeschränkt. Die Jugendlichen bewegen sich viel weniger, weil sie den ganzen Tag in der Schule sitzen. Oft haben die Eltern auch keine Handhabe mehr über ihre Kinder. In der Pubertät beginnen Jugendliche, eigenständig zu werden. Die Eltern entscheiden nicht mehr über die Freizeitaktivitäten ihrer Kinder. In dieser Zeit sind Fast-Food-Restaurants beliebte Jugendtreffpunkte.

In Bonn gibt es genau so viele übergewichtige wie untergewichtige Jugendliche. "Viele machen sich Gedanken über ihre Figur, auch wenn diese Bedenken absolut ungerechtfertigt sind", sagt Dr. Lauper-Deick. Sie empfiehlt, von allen Lebensmittelgruppen etwas zu essen. Gleichzeitig sei viel Bewegung wichtig, damit man gesund und fit bleibe. Viele machten radikale Diäten, um vermeintliche Probleme in den Griff zu bekommen. Das führe oft nur zum Jo-Jo-Effekt.

"Ich mache zwar viel Sport, aber nicht wegen meiner Figur. Es macht mir einfach Spaß", sagt Max (16) aus Bonn. Nur bei wenigen bestimmt der Gedanke an die Figur den Alltag. Und solange keine großen Probleme erkennbar sind, ist es auch die jugendliche Unbeschwertheit, die in dieser Zeit die Lebensqualität ausmacht.

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