Kostenexplosion beim WCC Bonn: Gründe bleiben ungeklärt

"Da muss etwas schief gelaufen sein" - Hinter der Finanzierung des World Conference Centers steht ein Fragezeichen

Bonn. Es war eine heikle Mission, zu der Arno Hübner und Evi Zwiebler am Karnevals-Dienstag aufgebrochen waren. Das Ziel der städtischen Abgesandten: Korea. Ihre Aufgabe: In der Heimat des Investors des World Conference Centers Bonn (WCC Bonn), SMI Hyundai, zu eruieren, wie die Finanzlücke von 60 Millionen geschlossen werden kann. Denn um diesen Betrag sind die Kosten für das Kongresszentrum gestiegen - auf nunmehr 200 Millionen Euro.

Am Donnerstag will die Verwaltung in nichtöffentlicher Sitzung dem Unterausschuss Zukunft Bonn mündlich "vertiefende Informationen" geben. Einen schriftlichen Bericht werde es nicht geben, sagte Stadtsprecher Friedel Frechen.

Nach Informationen des General-Anzeigers liegt einer der Hauptgründe für die Kostenexplosion in einer mangelhaften Kontrolle des Baumanagements.

Eigentlich könnte sich die Stadt unter Bezug auf den am 13. März 2006 unterzeichneten Vertrag zwischen ihr und SMI Hyundai (damals UNCC/SMI) zurücklehnen. Dort heißt es unter I. 1.: "UNCC/SMI verpflichtet sich, Eigenkapital einzubringen und die Gesamtfinanzierung über einen Kapitalgeber sicherzustellen." Dem Vernehmen nach hat SMI Hyundai den Großteil seiner Anteile an einen ausländischen Fond verkauft, der nun quasi Investor ist.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Recht auf Information"Die Stadt, aber auch die Sparkasse KölnBonn als Kreditgeber des Projekts geben sich sehr zugeknöpft bei der Frage nach den Chancen, koreanische Co-Investoren zu finden, die die Finanzlücke schließen könnten.

Sollte der jetzige Investor allerdings seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, träte I. 12. des Vertrages in Kraft: Darin wird der Stadt ein "Heimfallanspruch" eingeräumt. Will heißen: Sie würde Eigentümerin des Gebäudes, wobei sie an die Investoren 70 Prozent des Verkehrswertes der Aufbauten (Ertragswert) zahlen müsste. Somit bliebe die Stadt auf dem WCC Bonn sitzen - was niemand im Rat will -, könnte die Immobilie aber einem anderen Dritten übertragen.

Ungereimtheiten gibt es auch über die konkreten Ursachen der Kostenüberschreitungen. Laut Vertrag hat sich der Investor verpflichtet, "die Stadt Bonn über die Erbringung der Projektleistung zu informieren. Während der Bauphase erfolgt ein monatlicher Bericht über den Baufortschritt." Ob das konsequent und wahrheitsgetreu geschehen ist? Auf diese Frage erwartet die Politik Antworten. Bau-Experten weisen darauf hin, dass die Verwaltung spätestens Mitte 2007, als die Kosten für Baumaterialien wie Stahl und Glas in die Höhe schnellten, hätte informiert werden müssen.

Sollte dies der Fall gewesen sein, steht die Frage im Raum: Warum wurde dem Rat nichts mitgeteilt? Friedhelm Naujoks, Chef des städtischen Gebäudemanagements (SGB), sagt zwar, aufgrund der Kontrollfunktion, die das SGB wahrnehme, seien die Baukosten nicht noch stärker gestiegen. Eine exakte Begründung für das 60-Millionen-Loch blieben er und die OB bislang schuldig.

Fest steht: Das Hotel, das von zunächst 200 auf jetzt 336 Zimmer vergrößert wurde, kann nicht, wie geschehen, als einer der Hauptgründe angeführt werden. Die Erweiterung war bereits in der Kostenkalkulation 2006 enthalten.

Ein dickes Fragezeichen setzen Experten auch hinter den Punkt Kontrolle. Denn das A und O eines Baumanagements sind die Pläne, die konkrete Angaben über die Ausschreibung und Vergabe von Aufträgen sowie die Kosten und Zeitabläufe beinhalten. "Wenn das durcheinander gerät, müssen die Alarmglocken schrillen", heißt es in der Branche.

Zu Kostensteigerungen führen zudem Erweiterungen des Bauumfangs - wie es beim WCC Bonn geschehen ist. Diese dienten laut Dieckmann zwar der "nachhaltigen Wertverbesserung", doch die Frage, wer in wessen Auftrag welche Arbeiten in Auftrag gegeben und sie für notwendig erachtet hat, dazu gibt es bisher keine plausiblen Antworten.

"Ein professionelles Controlling hat hier nicht stattgefunden, bei wem auch immer", sagt ein Fach-Ingenieur eines Baukonzerns, der nicht genannt werden will. Und er fügt hinzu: "Von 140 auf 200 Millionen Euro - das ist eine ungewöhnlich hohe Steigerung; da muss irgendwo etwas schief gelaufen sein."

Die KostensteigerungSchon im Juli 2005 hatte SMI Hyundai-Chef Man Ki Kim dem GA gegenüber erklärt, der Preis liege "über den zunächst prognostizierten 70 Millionen Euro". Ein halbes Jahr später wurde offiziell die Zahl 140 Millionen Euro genannt, und im Mai 2008 erklärte die damalige SMI Hyundai-Sprecherin Eva Lenz vielsagend: "Das WCC Bonn kostet mehr als 140 Millionen Euro." Von diesem Betrag waren bis zum 25. Februar auch die Kommunalpolitiker ausgegangen.

Nahezu zeitgleich mit Bekanntwerden des Korea-Trips von Hübner und Zwiebler teilte Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann mit, dass "die Baukosten von ursprünglich 140 Millionen Euro höher ausfallen". Eine Woche später berichtete der GA, die tatsächlichen Kosten lägen bei 200 Millionen Euro - was dann auch im Rathaus bestätigt wurde

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