In Bonn gibt es nur noch eine Botschaft

Verjährte Angaben und Schilder stiften Verwirrung - Auch die Demokratische Republik Kongo will nach Berlin

In Bonn gibt es nur noch eine Botschaft
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Es ist für den Bürger schon verwirrend: Im Juli berichtete der GA, mit der Vertretung der westafrikanischen Republik Sierra Leone ziehe nun die vorletzte der vormals 152 Botschaften aus aller Herren Länder nach Berlin um.

"Doch ich als Ückesdorfer fahre täglich an dem Hinweisschild „Botschaft Afghanistan“ vorbei, und in dem Gebäude scheint auch noch Leben zu sein", meldet sich etwa Eckhard Bartens bei der Redaktion. Ob es also doch noch weitere diplomatische Vertretungen in der Bundesstadt gebe, fragt der Leser.

Zumal ihm das örtliche Telefonbuch eine ganze Fülle weiterer, meist in Bad Godesberg angesiedelter Botschaften anbiete. Die könnte der Leser bei einer Recherche auf diversen Homepages im Internet noch locker toppen: Laut Netz arbeiten noch zahlreiche Diplomaten am Rhein.

In der Tat ist die Auflistung im Telefonbuch erstaunlich: Sogar die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in der Deichmanns Aue, die der Russischen Föderation an der Waldstraße oder die der Volksrepublik China in der Kurfürstenallee sind hier für den Nutzer noch uneingeschränkt als solche verzeichnet. Dabei sind deren Godesberger Adressen bekanntlich längst zu einer Außenstelle beziehungsweise einem Generalkonsulat geschrumpft.

Im Falle der Chinesen verzeichnet die für den GA verbindliche Homepage des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de) für Bonn sogar überhaupt keine Funktion mehr. Und auch die von Eckhard Bartens beobachteten Aktivitäten im Liebfrauenweg können nicht von Afghanistans Botschafterin Maliha Zulfacar herrühren; denn die vertritt ihr Land ebenfalls längst in Berlin. Die Ex-Botschaft ist Generalkonsulat, so das AA.

In Bonn wirken also nur noch Generalkonsul Abdul Razaq Yaqoob und sein Team. Demnach arbeitet also wirklich nur noch ein Botschafter, nämlich der als solcher beauftragte Botschaftsrat Pierre Yvon Malamba Osang-A-Bull von der Demokratischen Republik Kongo, in der Bundesstadt, und zwar in vergleichsweise bescheidenen Gebäuden im Rüngsdorfer Meisengarten und An der Nesselburg in Mehlem.

Die Diplomaten dieses afrikanischen Staats peilen derzeit an, als Letzte noch bis Ende dieses Jahres ebenfalls an die Spree gewechselt zu sein. Einige der im Telefonbuch noch angegebenen Kontaktadressen für diverse Länder kann der Bürger also komplett streichen. Es gibt inzwischen weder eine Sozialabteilung der griechischen Botschaft noch eine Verteidigungsabteilung der Vertretung Perus mehr am Rhein.

Auch die Botschaft der Republik Tadschikistan und die Außenstelle der Tschechischen Republik haben ihre Schreibtische schon lange an der Spree. Die ehemalige Außenstelle der Zentralafrikanischen Republik braucht ebenfalls niemand mehr in Bonn zu kontaktieren. Die Diplomaten scheinen aber auch noch nicht in Berlin Fuß gefasst zu haben.

Das Auswärtige Amt gibt derzeit weder den Ort einer Vertretung noch einen Botschafter an. Andere den Bürgern über Jahrzehnte bekannte Adressen ausländischer Vertretungen können jedoch von den Bonnern zu bestimmten Zwecken noch weiter angesteuert werden.

Zu Bonner Außenstellen von Berliner Vertretungen sind in der Zwischenzeit in der Bundesstadt neben der Ex-US-Botschaft die Gebäude der Republiken Belarus, Bulgarien, Korea, Litauen und Makedonien sowie die von Katar, Kasachstan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Slowakischen Republik geworden. Generalkonsulate betreiben in Bonn neben den Russen auch heute noch die Algerier, Argentinier, die Tunesier, Libyer und die Rumänen. Für das afrikanische Togo hat in Bonn ein Honorarkonsul seinen Sitz.

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