Jugendzentrum Sankt Martin Kinder sammelten erste Eindrücken vom Ninjutsu

DUISDORF · Schubsen, Ärgern und Prügeln sind Alltag auf Schulhöfen. Aber wie soll sich ein Fünftklässler wehren, wenn ein älterer Schüler zu ihm kommt und ihm gegen die Brust schlagen will? Ninjutsu-Trainer Mike Schindewolf vom Godesberger Judo Club hat da ein gutes Rezept für die Kinder, die zum Selbstverteidigungs-Schnupperkurs ins Jugendzentrum Sankt Martin gekommen sind.

 Abwehrübungen für den Alltag: Ninjutsu-Trainer Mike Schindewolf gibt Anweisungen.

Abwehrübungen für den Alltag: Ninjutsu-Trainer Mike Schindewolf gibt Anweisungen.

Foto: Lannert

Schnell zur Seite drehen, die Schlaghand abwehren und mit beiden Händen packen. Dann ein bisschen Hebelwirkung, und der Prügler liegt am Boden. Und dann? "Weglaufen und Hilfe holen", riet der Sportwissenschaftler.

Für solche Situationen wollen die neun Teilnehmer zwischen acht und zwölf Jahren gerüstet sein. "Wir gehen fast alle demnächst auf weiterführende Schulen", sagte Fernando (12). "Wenn ich da hinkomme, habe ich ein bisschen Angst, dass ich von älteren Schülern geschlagen werde", meint Ann-Zoe (10).

Einige haben auch schon ihre Erfahrungen mit Älteren gemacht: Finn (10) wurde von einem größeren Jungen geschlagen, bis ihm seine Freunde zu Hilfe kamen, Luis (11) erzählt von einem Freund, der an einer Bushaltestelle verprügelt wurde und nur fliehen konnte, indem er den hinderlichen Schulranzen wegwarf, und Philipp (11) wurde auf einem Spielplatz gar von Jugendlichen mit einer Soft-Air-Pistole beschossen. "Es ist grundsätzlich besser, sich zu wehren statt sich hauen zu lassen", ist Fernando überzeugt.

Er und die anderen lernen, sich aus festen Griffen zu befreien, andere abzuwehren und sich generell Luft zu verschaffen, um sich entfernen zu können. Letzteres ist besonders für Juliana, mit acht Jahren die jüngste Teilnehmerin, wichtig: Das zierliche Mädchen könnte auch mit der richtigen Technik nicht viel gegen rohe Gewalt ausrichten. Aber bei Gleichaltrigen könne es helfen, meint sie.

Ninjutsu eigne sich gut für Schulhof-Situationen, weil es, anders als Angriffssportarten wie Karate, kein aggressives Verhalten darstelle, sondern auf Verteidigung ausgerichtet sei, sagt Schindewolf, Träger des 13. Dan Bujinkan Ninpo Budo Taijutsu. "Das ist auch etwas für Kinder, die nicht so stark sind."

Als Grundlage für die Selbstverteidigung sei es auch deshalb gut, "weil es freies Denken fördert". Keine strikten Techniken und Regeln, sondern situationsabhängiges Verhalten, das mache diese Kampfkunst zu einer guten Basis für eine fluchtorientierte Form der Selbstverteidigung für Kinder.

Deshalb geht es im Jugendzentrum auch spielerisch zu: Zum Beispiel wird das Fangen-Spiel mit Abwehrtechniken verknüpft. Die drei Mädchen und sechs Jungen finden das richtig gut und wollen es auch gerne weitermachen. Bei dieser Resonanz stehen laut Einrichtungsleiter Stephan Kemper die Chancen gut, dass das Zentrum diese Ninjutsu-basierte Selbstverteidigung als regelmäßigen Kurs anbietet, den Schindewolf auch leiten würde.

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