Haus am Haager Weg endlich verkauft Bauruine soll Design-Hotel werden

VENUSBERG · Elf Jahre stand die Immobilie vis à vis der Auferstehungskirche am Haager Weg leer, nachdem der Bund sein Haus der Jugendarbeit aufgelöst hatte. Das Gebäude mit dem 3000-Quadratmeter-Grundstück schien einfach keinen Käufer zu finden. Bis der Bonner Gastronom Harald Voit die Verkaufsanzeige zufällig im Aushang eines Maklers sah.

 Seit elf Jahren steht das Haus am Haager Weg leer. Harald Voit und seine Tochter Christina lassen es jetzt zum Hotel umbauen. Die Garagen im Hintergrund werden abgerissen.

Seit elf Jahren steht das Haus am Haager Weg leer. Harald Voit und seine Tochter Christina lassen es jetzt zum Hotel umbauen. Die Garagen im Hintergrund werden abgerissen.

Foto: Roland Kohls

Und plötzlich ging alles sehr schnell: Am Dienstag nach Ostern eröffnete der 62-Jährige, der erst vor kurzem seine Anteile am Brauhaus Bönnsch seinem Partner Kurt Klein verkauft hatte, dem Makler, dass er das Gebäude kaufen wolle.

Inzwischen hat er bereits die positiv beschiedene Bauvoranfrage für ein Hotel in den Händen. "Drei Monate für Kaufentscheidung, Konzept und genehmigte Bauvoranfrage ist keine schlechte Bilanz", sagt Voit. Vor allem, wenn man die Vorgeschichte dieser Immobilie kennt. Im übrigen aber habe sich auch die städtische Bauverwaltung sehr kooperativ gezeigt.

Jedenfalls nehmen Voit und seine Tochter Christina (30) nun in Angriff, das Haus in ein Design-Hotel mit 34 Doppelzimmern und sieben Junior Suiten umzubauen. Es soll den Standard "3 Sterne plus" erreichen und später von Christina Voit als Garni-Hotel (nur Frühstück und einige Snacks) geführt werden.

Aus dem Haus wurde bereits Gerümpel entsorgt, das sich angesammelt hatte, und das zugewachsene Grundstück ist von Sträuchern und Blättern befreit. "Es waren insgesamt 30 Tonnen Grünzeug, die wir abtransportiert haben."

Im Gebäude selbst ist zu erahnen, dass sich immer wieder ungebetene Besucher Zutritt verschafft haben. Es gibt Graffiti an den Wänden, es wurden Spritzen gefunden und Blutspritzer. Dass die Bausubstanz so schlecht ist, wie damals vom Bund behauptet, glaubt Voit nicht. "Das ist alles in Ordnung, und es steckt auch keine Feuchtigkeit im Gebäude, weil das Dach in Ordnung ist."

Derzeit laufen die Detailplanungen für die Sanierung und den Innenausbau. Im Herbst will Bauherr Voit damit beginnen, und im Sommer nächsten Jahres soll das Hotel bezugsfertig sein. Es soll V-Hotel heißen, für Voit beziehungsweise Venusberg. Dass er damit eine Marktlücke schließt und viele Besucher und Geschäftsleute erreicht, die in den expandierenden Uni-Kliniken zu tun haben, davon ist er überzeugt.

Für die Energieversorgung sollen modernste Standards angelegt werden. "Wir wissen noch nicht, ob wir eine Pelletheizung bauen oder ein Blockheizkraftwerk", sagt Voit, der an der Grundform des Hauses nicht viel ändern will. Lediglich bei der Breite werden auf beiden Seiten zwei Meter zugelegt, weil jedes Zimmer einen Balkon erhält. Die beiden alten Garagen werden zugunsten eines neuen Eingangs abgerissen.

Für seine zukünftigen Hotelgäste plant er besondere Attraktionen. Dabei geht es um geführte Waldtouren und E-Bike-Ausflüge durch den Kottenforst bis hin zu Yogakursen und City-Stadtführungen. Christina Voit als gelernte Kunsthistorikerin will das Hotel für kleine Kunstausstellungen öffnen. Und innen soll es Themenblöcke zu Beethoven und der Bonner Republik geben.

Für die Familie Voit ist es übrigens eine Rückkehr zu historischen Wurzeln. Schließlich hat Ururgroßvater Jean Kessel 1895 auf dem Venusberg das beliebte Ausflugslokal Casselsruhe eröffnet. 1987 wurde es an die Steigenberger Gruppe verkauft, die dort ein Vier-Sterne-Hotel baute. Inzwischen beherbergt das Haus ein Dorint-Hotel.

Die lange Geschichte der Bundesimmobilie am Haager Weg 44

Wäre in den 60er Jahren nicht der Bund der Bauherr gewesen, hätte in diesem Waldstück am Haager Weg 44 - mitten im Landschaftsschutzgebiet - niemals gebaut werden dürfen. Die Stadt aber machte eine Ausnahme, denn der Bund sah dort ein ideales Quartier, weil Besucher in der benachbarten Jugendherberge absteigen sollten. Das blieb pure Theorie.

Als die 50 Mitarbeiter der Bundeseinrichtung im Juni 2001 nach Berlin umzogen, wurde es dem Bundesministerium für Verteidigung angedient. Die Militärs winkten ab, nachdem man auch noch einen Wasserschaden feststellte und die Sanierungskosten des Gebäudes als zu hoch eingeschätzt wurden.

2007 verkaufte der Bund das Objekt, und es ging fortan durch mehrere Hände. Ein Investor wollte das Haus abreißen und zwei fünfgeschossige "Stadtvillen" mit 16 Wohnungen bauen, was die Stadtverwaltung ablehnte. Für sie kam nur ein Umbau im Bestand in Frage - zum Beispiel als Hotel, Wohn- oder Bürogebäude.

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