Demo am 5. Mai Muslime verurteilen Gewalt

BAD GODESBERG · Es war ihnen ein Bedürfnis, so schnell wie möglich Stellung zu beziehen. Und sich von den Gewaltausbrüchen, die Polizei, Anwohner und friedliche Demonstranten am 5. Mai in Lannesdorf erleben mussten, zu distanzieren. Deswegen hatten Sanaa Elaidi, Moustafa Sabbagh und Mohammed Afker vom Verein Haus der Generationen für Montagabend kurzfristig in die Stadthalle eingeladen, und zwar unter anderem Schulen, Vereine, Kirchen und Anwohner.

Sie werden wohl auch am Sonntag, 20. Mai, dabei sein, wenn ab 14 Uhr ein von Saloua Mohammed organisierter Friedensmarsch durch Lannesdorf zieht. Das Motto: "Wir lassen uns Hetze und Hass nicht gefallen! - Bonn für Frieden und Gewaltlosigkeit".

"Das Haus der Generationen ist Teil der muslimischen Gemeinde", sagte Afker. Das gewalttätige Verhalten der kleinen Gruppe - eine Minderheit unter den rund vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen - lehne der Islam ganz klar ab. Doch man müsse auch hinterfragen, was diese Verhaltensweise ausgelöst habe. "Es war die massivste, schwerste Beleidigung unserer Propheten und unserer Religion."

Das Ablehnen der Karikaturen, die Pro NRW gezeigt habe, sei die Pflicht eines Moslems. Ein Moslem ehre den Propheten mehr als sich selbst. Aber: "Das ist keine Rechtfertigung des Verhaltens. Es ist der falsche Weg zu einem guten Ziel." Die Gewalttäter hätten wohl auf eigene Faust gehandelt. "Denn wenn sie einen Gelehrten zu Rate gezogen hätten, wäre diese Art und Weise verboten worden." Bei Demos seien die Geduldigen, die Respektvollen die Gewinner. "Es ist unsere Pflicht, nach den Gesetzen dieses Landes zu leben und im Sinne des Islams, im Sinne der Gemeinschaft die Gesellschaft mitzugestalten."

"Ich bin sehr froh über die Initiative des Hauses der Generationen. Damit übernehmen Muslime Verantwortung, mischen sich ein und beziehen Position", sagte Coletta Manemann, Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn. "Wer sich auf die Anfänge des Islams besinnt, der muss friedlich sein", meinte Hossein Purkhassalian, der ebenfalls in die Stadthalle gekommen war. Nichts, auch nicht die die Beleidigung des Propheten, rechtfertige das Blutvergießen. Das meinen auch Siham Moutass (16) und ihre 17-jährige Freundin Kaltum Al-Habid, die sich bei der Veranstaltung informieren wollten. "Ich wollte wissen, was genau die Position des Islams ist. Ich war sehr geschockt, diese Aggressivität vermittelt ein falsches Bild vom Islam", sagte Moutass.

Die Befürchtung, dass sich durch die Gewaltausbrüche das Verhältnis zu Institutionen, Kirchen und Menschen verschlechtert habe, habe sich zum Glück als unbegründet herausgestellt, sagte Elaidi. "Nach Gesprächen haben wir gemerkt, dass die Arbeit über Jahre hinweg nicht einfach weggeworfen wird."

Diese Erfahrung hat auch Saloua Mohammed gemacht. Sie möchte mit dem Friedensmarsch zur König-Fahad-Akademie ein Zeichen setzen, den Opfern Mitgefühl aussprechen und den Nachbarn danke sagen. Denn: "Die meisten haben die Stadt Bonn kontaktiert und gesagt: Wir hassen Muslime nicht. Das, was vorgefallen ist, ist ein Problem. Aber wir hassen unsere muslimischen Mitmenschen nicht."

Wer mitmachen möchte, sollte am Sonntag, 20. Mai, um 14 Uhr zur Ecke Honnefer und Ecke Ellesdorfer Straße kommen. Weiße Fahnen, weiße Armbinden, weiße Blumen und Plakate mit friedlichen Parolen können mitgebracht werden. "Zusammen, Seite an Seite, als gewaltlose und friedliche Menschen werden wir Hass, Hetze und Spaltung in der Gesellschaft die Stirn bieten", so Mohammed.

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