Kommentar Zweierlei Maß

Bonn · Wenn sich das Personalkarussell dreht, ist Diskretion Ehrensache. Wer will schon als Bewerber in die Öffentlichkeit gezerrt werden, wenn noch nicht klar ist, wer den Zuschlag für den Job bekommt?

Genau diesen Grundsatz hat die Stadtverwaltung beim Auswahlverfahren für das Sport- und Bäderamt missachtet und den Namen - wie schon zuvor beim neuen Chef im Stadtreinigungsamt - öffentlich genannt, bevor der Stadtrat seine Entscheidung überhaupt treffen konnte. Und riskierte damit, dass der Bewerber bei seinem alten Arbeitgeber "verbrannt" ist.

Das war kein Versehen. Das riecht - erneut - nach einer Machtprobe mit der Ratsmehrheit von CDU und Grünen. Denn das Argument, die Presse hätte sowieso den Namen berichtet, ist eine Ausrede. Genau das hat sie nicht getan, weil es um die Amtsleiter-Ebene ging und nicht um "politische" Jobs wie Dezernenten und Intendanten.

Das Vorgehen der Stadt macht die künftige Personalsuche nicht einfacher. Dabei übt sie gerne selbst Kritik, was die Herausgabe von internen Informationen angeht. Etwa als der Grüne Peter Finger vor zwei Jahren einen vertraulichen WCCB-Bericht in eine Kamera hielt und 250 Euro Strafe dafür bezahlen musste - obwohl kein Wort aus dem Bericht zu erkennen war. Der Vorwurf damals: Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht.

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