Kommentar Wissen steigert Akzeptanz

Der Anblick ist gewöhnungsbedürftig: Moslems, die sich auf offener Straße rhythmisch auf die nackten Oberkörper schlagen, bis bei einigen das Blut läuft. Die in fremden Sprachen singen. Die entrückt und ekstatisch wirken. Das scheint im ersten Moment nicht in ein Land mit christlichen Wurzeln zu passen.

Das mag ein Grund dafür sein, dass der Trauermarsch der Schiiten vor einem Jahr in Bad Godesberg empörte Reaktionen von Augenzeugen ausgelöst hat. Eltern beschwerten sich, ihre Kinder seien schockiert gewesen. Hätten sie ihnen erklären können, warum die Moslems taten, was sie taten, wäre das Problem wohl erledigt gewesen. Ganz klar: Der Trauermarsch hätte angekündigt werden müssen. Das hat die Polizei diesmal mit einem dezenten Hinweis an die Medien getan. Und das ist gut so.

Bonn als international angehauchter Stadt steht es gut zu Gesicht, dem öffentlichen Auftritt der Schiiten am Sonntag mit Toleranz (und Neugier) zu begegnen. Sie sind längst Teil der Gesellschaft, und deshalb passen ihre religiösen Riten sehr wohl in dieses Land. Jeder, der demokratische Grundrechte achtet, sollte die damit verbundene Freiheit in vollen Zügen ausleben dürfen, ohne schief angesehen zu werden.

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