"Wir haben sorgfältig gearbeitet"

Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann zur WCCB-Razzia

Die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann antwortete am Dienstag auf folgende Fragen des GA zum WCCB.

GA: Lag das, was heute beim WCCB passiert ist, für Sie jemals im Bereich des Vorstellbaren?

Bärbel Dieckmann: Nein.

GA:Was sagen Sie zu dem Verdacht, dass die Stadt Bonn möglicherweise Opfer eines unglaublich umfassenden und raffiniert angelegten Manövers geworden ist?

Dieckmann: Dem Verdacht muss mit allen strafprozessualen Mitteln nachgegangen werden. Die Stadt unterstützt dabei die Ermittlungsbehörden mit allen Möglichkeiten

GA: Könnte es sein, dass die Medien (respektive: GA-)Veröffentlichungen der letzten Wochen für die Aufklärung der Vorgänge bedeutsam und hilfreich waren nach dem Motto: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende?

Dieckmann: Alle Medienberichte, die sich um eine sachliche Aufklärung bemüht haben, waren hilfreich.

GA: Wann hatten Sie bei diesem für die Stadt Bonn derzeit wichtigsten Bauprojekt erste Zweifel, dass etwas nicht stimmt?

Dieckmann: In den letzten Tagen haben sich Zweifel so verdichtet, dass wir zur Einschaltung der Staatsanwaltschaft entschlossen waren.

GA: Auch wenn die Stadt möglicherweise durch externe Gutachter aufs Glatteis geführt worden ist, worin sehen Sie die Verantwortung der Stadt und Ihre persönliche? Mit welchen Konsequenzen?

Dieckmann: Die Stadtverwaltung hat alle wichtigen Projektschritte in enger Abstimmung mit externem Sachverstand unternommen und auf dieser Basis Entscheidungsvorschläge erarbeitet.

GA:Müssen Sie sich den Vorwurf machen, nicht sorgfältig genug vorgegangen zu sein?

Dieckmann: Nach allen Erkenntnissen, die mir bisher zugänglich sind, sage ich, wir haben sorgfältig gearbeitet.

GA: Wie beurteilen Sie nach dem heutigen Tag die Zukunftsaussichten für das WCCB?

Dieckmann: Es gibt keine Alternative zur Fertigstellung und zum Betrieb des World Conference Centers.

GA: Würden Sie nach dem heutigen Stand und bei anderen Projekten wieder eine Investorenlösung den Vorzug geben oder war das hier nicht der entscheidende Fehler?

Dieckmann: Eine Investorenlösung hat Vor- und Nachteile. Kommunale/staatliche Lösungen sind der Privatisierung nicht grundsätzlich überlegen. Gegen mögliche Täuschung ist niemand gefeit. Kostensteigerungen gibt es auch bei öffentlichen Projekten. Ich erinnere daran, dass sich die Baukosten des LVR-Museums (Bauherr: Landschaftsverband) verdoppelt haben.

Das Kunstmuseum Bonn, Anfang der 90er Jahre in städtischer Verantwortung gebaut, wurde um zwei Drittel (von 60 auf 100 Mio. DM) teurer als geplant und wird heute dennoch als eine architektonische Errungenschaft in der Museumsmeile gepriesen.

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